Rezension zu Keine friedfertige Frau
Weiberdiwan - Die feministische Rezensionszeitschrift, Winter 2014/2015
Rezension von Susanne Schweiger
Psychoanalytikerin und Feministin
Zwei Jahre nach dem Tod von Margarete Mitscherlich‐Nielsen treten
in der Rückschau und vor allem auch in der Zusammenschau ihrer
Werke und der Entwicklungen der Themen ihre Wirkung und ihr großer
Einfluss auf Psychoanalyse und Feminismus vor allem im
deutschsprachigen Raum noch deutlicher hervor. Margarete
Mitscherlich‐Nielsen war und ist eine wichtige Identifikationsfigur
für Frauen/Feministinnen. Nach Ende des Nationalsozialismus war
sie am Wiederaufbau der Psychoanalyse und ihren Institutionen in
Deutschland mitbeteiligt, sie wirkte als Lehranalytikerin,
Herausgeberin der »Psyche«, sie war die erste deutsche
Psychoanalytikerin, die sich dem Feminismus zuwandte und sich auch
öffentlich dazu bekannte. »Die friedfertige Frau« ist wohl ihr
berühmtestes Buch. Mit »Die Unfähigkeit zu trauern« und u.a. »Das
Ende der Vorbilder« trug sie wesentlich zur Erinnerungskultur ihres
Landes bei.
Der vorliegende Band würdigt Werk und Wirken Mitscherlichs in
eindrucksvoller Art und Weise. Margarte Mitscherlich‐Nielsen war
immer »dem Wandel zugänglich« und manchmal auch ihrer Zeit voraus.
Viele ihrer Werke wurden beim Erscheinen kontrovers diskutiert und
»Die Friedfertigkeit der Frau« wohl auch missverstanden. Zentral
ist für mich, dass sie die Psychoanalyse gesellschaftspolitisch
verortet hat. Der Band ist sowohl für KennerInnen wie auch für
EinsteigerInnen in das Werk von Mitscherlich‐Nielsen sehr
lesenswert. Ihre feministischen Ansätze wirken auch heute noch
frisch.