Rezension zu Das neue Der Die Das (PDF-E-Book)
Beratung Aktuell – Zeitschrift für Theorie und Praxis in der Beratung, Jahrgang 15, Heft 3/2014
Rezension von Dr. Rudolf Sanders
Gunter Schmidt
Das neue Der Die Das Über die Modernisierung des Sexuellen
Aktualisierte Neuauflage
Wer in der Paar- & Eheberatung arbeitet, wird an diesem Buch nicht
vorbeikommen. Viele aktuelle Statistiken zum Sexualverhalten
begründen die darauf aufbauenden Ausführungen. So beeinflusst die
Dauer einer Beziehung die Koitushäufigkeit deutlich stärker als
das Lebensalter, zu mindestens bis zu einem Alter von 60 Jahren.
Vergleicht man 30-, 45- und 60-Jährige, die in gleich langen
Partnerschaften leben, dann findet man nur geringe Unterschiede in
der sexuellen Aktivität zwischen den Altersgruppen. So ist eine
60-jährige Frau, die seit zwei Jahren mit ihrem Partner zusammen
ist, gemessen an der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, sexuell
aktiver als eine 30-jährige, die zehn Jahre liiert ist.
Alle zentralen Fragen werden spannend aufbereitet. So hat mich etwa
das Thema: Gibt es Heterosexualität? aus Studienzeiten daran
erinnert, dass in jedem von uns auch gegengeschlechtliche Anteile
vorhanden sind, ja dass diese erst ermöglichen, einander als Paar
zu begegnen. Tiefenpsychologisch wird es vor allen Dingen dann
interessant, wenn der Autor aufzeigt, dass perverse Handlungen eine
schöpferische, kompensatorische, das psychische Gleichgewicht
(vorübergehend) wieder herstellende Leistung des Ichs, ein
Selbstrettungsversuch des Individuums sind. Denn darum geht es ja
in jeder Paarberatung: die psychische Dynamik, die hinter einem
Verhalten steht gemeinsam mit den Ratsuchenden zu entschlüsseln.
Sehr hilfreich und für jede Sexualberatung zielführend ist die
Unterscheidung des sexuellen Verlangens als Trieb oder als
Ressource. Denn heute verstehen und erleben wir Sexualität nicht
mehr als Trieb, der wie ein Kessel auf dem Feuer funktioniert,
sondern als eine Ressource, als eine biologisch vorgegebene
Möglichkeit für Lust-, Erlebnis- und Intimitätssuche und
Gestaltung. Uns spätmoderne Menschen treibt nicht so sehr die
Frage an, wie man sexuelle Spannungen und Druck loswerden kann, um
Ruhe zu finden, sondern vor allem was man alles mit der Sexualität
anstellen kann. Insofern greift dieses Buch im weitesten Sinne das
Thema von Jörg Ziklau, Wer braucht noch Sex? auf.
Dr. Rudolf Sanders
www.active-books.de