Rezension zu Sigmund Freud schläft nie
Psychologie Heute Oktober 2014
Rezension von Tilmann Moser
»Die Couch sieht alles!«
Ein ganz anderes Buch über die Psychoanalyse: Zeichnungen, die den
inneren Clown zum Lachen bringen
Über Freud und die Psychoanalyse gibt es unzählige Karikaturen und
Cartoons: Witzige, bittere und langweilige. Was Jiri Sliva mit dem
Bildband »Sigmund Freud schläft nie« gelungen ist, bringt echten
Amüsiergenuss, verbunden mit den Mühen und Freuden der
Selbstbefragung, welcher Position auf der Couch man als Patient am
ehesten und je nach Tagesform zuneigt. Das Gleiche gilt für den
»Hintercouchler«, der den Gast ja auch verstehen, »füttern«,
vernehmen, retten oder analysieren soll. Der tschechische Künstler
Jiri Sliva hat entweder lange auf einer oder mehreren Couchen
gelegen, die er köstlich in ihren Verformungen karikiert, oder er
ist von außergewöhnlicher künstlerischer Sensibilität und fühlt
sich durch seine eigenen Fantasien durch die Gegend geschleudert
oder eben beides. Das Ganze krönt ein kluger Essay des Verlegers
Hans-Jürgen Wirth über das Lachen und Freuds Erkenntnisse zum Witz.
Der Betrachter dieser hochkomischen Zeichnungen wird wahlweise mit
weisem Lächeln, überraschtem Gelächter oder einem Gefühl des
Ertapptseins reagieren: auf all die Sprachverwirrung, auf die
Darstellung von Regression, Sex, Berührung, Suizid, Wut,
Größenwahn, Schweigen und Redeschwall, innerem Chaos, Tierphobie,
Gehirnwäsche, der Diktatur der Zeit, Körperbild und schließlich
Übertragung – neben vielem anderen.
Tilmann Moser