Rezension zu Internationale Psychoanalyse Band 8: Weiblichkeit und Schöpferisches

Weiberdiwan. Die feministische Rezensionszeitschrift Sommer 2014

Rezension von Barbara Zach

Jenseits des Penisneides

Den Schwerpunkt dieser Auswahl aus dem International Journal of Psychoanalysis der Jahre 2011 bis 2012 bilden Aufsätze, die unter dem Thema »Weiblichkeit und Schöpferisches« versammelt werden. Und obwohl der Titel auf den ersten Blick unter den Verdacht eines esoterischen Biologismus/Materialismus gerät, lohnt sich die Lektüre für alle psychoanalytisch interessierten Leser_innen, denn sie gibt einen Einblick in aktuelle Konzeptionen der Psychoanalyse, die weder in den psychoanalytischen Ausbildungen noch in ihrer Mainstream-Rezeption Platz finden. Insbesondere das Verständnis des weiblichen Exhibitionismus als Freude an der Weiblichkeit (für mich erweiterbar: an der eigenen Geschlechtlichkeit) wie als Ausdruck von homoerotischem Begehren und die damit einhergehende Ergänzung des defizitären Konzepts des Penisneides »der Frau« als Sicht auf die »weibliche« Psyche, erfreut Hirn und Herz. Nancy Kulish und Deanna Holzman machen aus dem Ödipus-Komplex jenen der Persephone und verhelfen damit dem triadischen Entwicklungsschritt auch zu einem gleichgeschlechtlich begehrenden Aspekt. Einen Einblick in die Kompatibilität von psychoanalytischem Denken und postmodernem Geschlechterverständnis gibt Nicolas Ray, der anhand Peter Greenaways Film »The Pillow Book« und Jean Laplanches allgemeiner Verführungstheorie aus der Passivität als einer spezifisch weiblichen Zuschreibung eine für alle Menschen macht – egal welchen Geschlechts.

Barbara Zach – Verein Frauen beraten Frauen

www.weiberdiwan.at

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