Rezension zu »Wir haben Geschichte geschrieben« (PDF-E-Book)

Frauen. Gesellschaft und Politik. Ein Magazin der ZWD-Mediengruppe Nr. 314/315 (2013)

Rezension von Marlies Hesse

Wertvolle Arbeit der DGB-Frauen sichtbar gemacht

Zwd Köln/Berlin. Einen ungewöhnlich hohen Schatz an Erfahrungen und Erinnerungen hat die Journalistin, Soziologin und Autorin Sibylle Plogstedt mit der bisher fast unsichtbar gebliebenen Geschichte der DGB-Gewerkschafterinnen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf über 500 Seiten bringt sie deren Wirken und Ihre Arbeit respektvoll zur Geltung.

,»Das Erkämpfte ist für uns alle heute ein Gewinn«, heißt es zu Recht im Vorwort des Gewerkschaftsvorsitzenden Michael Sommer. Mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung hat die Autorin Plogstedt in verschiedenen Archiven sorgsam recherchiert und aus unveröffentlichten, internen Protokollen zwischen 1945 und 1990 die gleichstellungsorientierte Sichtweise der Gewerkschaftsfrauen rekonstruiert. Bis ins Detail beleuchtet Plogstedt die unermüdlichen Kämpfe der Gewerkschaftsfrauen, sich Gehör zu verschaffen und die Politik in Deutschland mitzugestalten.

Ziel: Abschaffung der Leichtlohngruppen und Entgeltgleichheit

Viele von ihnen kamen aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und begannen nach dem Krieg direkt mit dem Aufbau der Frauenarbeit.

Zu den vordersten Zielen gehörten die Abschaffung, von Leichtlohngruppen, die gleiche Bezahlung der Geschlechter und gleiche Bildungschancen für Mädchen und Jungen.

Forderungen nach Lohngleichheit folgten Ausstiegsdrohungen

Wo immer sich eine Gelegenheit ergab, mischten sich die Frauen in die männlich geprägten Gewerkschaftsstrukturen ein. Zuweilen drohten die Männer sogar mit ihrem Austritt aus der Gewerkschaft sollte eine Lohngleichheit der Geschlechter erreicht werden. Nach Maria Weber (CDU) und ihrer Nachfolgerin Irmgard Blättel (CDU) gelangten lange Zeit nur vereinzelt Frauen in höchste Vorstandsämter. Beiden folgte als erste Sozialdemokratin mit der Zuständigkeit für die DGB Frauenarbeit Ursula Engelen-Kefer.

Di aufschlussreichen Interviews, welche die Soziologin und Feministin Plogstedt mit noch lebenden Zeitzeuginnen aus der zweiten Generation führte, spiegeln nicht nur ein lebendiges Bild persönlicher Erlebnisse wider. Sie verdeutlichen zugleich den schweren Stand der Selbstbehauptung während ihrer aktiven Gewerkschaftsarbeit. Gerade diese Mischung aus Biografie und politischer Akzentsetzung zeichnet das lesenswerte Mammutwerk aus.

Marlies Hesse

www.zwd.info

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