Rezension zu Wege und Umwege zum Beruf des Psychotherapeuten (PDF-E-Book)
GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung 4/2013
Rezension von Jan Kiesewetter und Barbara Saravo
Michael Koenen, Rupert Martin (Hrsg): Wege und Umwege zum Beruf des
Psychotherapeuten - Entwicklungsprozesse psychotherapeutischer
Identität
Dieses Buch beschreibt die Ergebnisse eines Forschungsprojekts (vor
allem aber nicht ausschließlich) zur Situation der
psychoanalytischen Psychotherapeutenausbildung. Es richtet sich an
alle am Beruf des Psychotherapeuten interessierten Leser.
Zunächst werden die berufspolitischen Hintergründe über die
psychotherapeutische Ausbildung aufgezeigt, insbesondere im
Hinblick auf die unterschiedliche Entwicklung der Bewerberzahlen
bei den Richtlinienverfahren (Zunahme bei Bewerbern von
verhaltenstherapeutischen Ausbildungen und gleichzeitige Abnahme
von Bewerbern zu psychoanalytischen Verfahren). Nach einer kurzen
Zusammenfassung der Ergebnisse des Forschungsprojekts widmet sich
das Buch dem Identitätsbegriff und beleuchtet diesen zunächst von
einer allgemeinen theoretischen Sicht, um sich dann intensiv mit
der »psychoanalytischen Identität« auseinanderzusetzen.
Schließlich wird der Identitätsbegriff in der Vorstellung von
Verhaltenstherapie konzeptualisiert.
Im darauffolgenden Teil erfolgt eine nähere Beschreibung des
Forschungsprojekts. Zur Überprüfung und Klärung der Frage, wie
es zu einem Anstieg an Ausbildungskandidaten in der
verhaltenstherapeutischen Ausbildung bei gleichzeitiger Abnahme in
psychoanalytischen Verfahren kommt, wurden Interviews mit
verschiedenen Personengruppen (Ausbildungskandidaten und
psychologische Psychotherapeuten beider Richtlinienverfahren)
geführt. Konkret sollten diese Personen beschreiben, wie sie in
den Beruf des Psychotherapeuten gefunden haben. Von den insgesamt
58 Narrativen werden im folgenden Teil des Buchs querschnittsartig
zehn Narrative vorgestellt. Trotz der sehr unterschiedlichen
Narrative gelingt es im darauffolgenden Kapitel,
»Kristallisationsprozesse auf dem Weg zum Psychotherapeuten« zu
identifizieren und zu beschreiben.
In den beiden abschließenden Kapiteln widmen sich die Autoren der
Zusammenfassung der Ergebnisse und schlagen den Bogen zurück zu
den identitätstheoretischen Überlegungen sowie zur Beantwortung
ihrer Fragestellung. Schließlich geben sie einen »Ausblick zur
Psychoanalyse und psychoanalytischen Ausbildung vor dem Hintergrund
des gesellschaftlichen Wandels«.
Mit diesem Buch ist Michael Koenen und Rupert Martin gelungen, eine
Fülle an Information über den Beruf des Psychotherapeuten für
viele Lesergruppen in verständlicher Form darzustellen. Das Buch
ist hierbei anregend und gut lesbar geschrieben und beinhaltet
dennoch wissenschaftlich genaue Recherche und eigene Daten. Hierbei
merkt der Leser die Begeisterung der Autoren für die Psychoanalyse
zwar deutlich, jedoch geht der Blick auf die anderen
Richtlinienverfahren nicht gänzlich verloren. Jedoch ist das Buch
wohl vor allem für diejenigen Leser besonders lohnend, die sich
für die Ausbildung als ärztlicher oder psychologischer
Psychotherapeut in einem der psychoanalytischen Verfahren
interessieren. Das Buch zeigt deutlich, welche Vielfalt den Beruf
des Psychotherapeuten ausmacht und wie trotz aller Unterschiede
verschiedene Phasen durchlaufen werden können, bevor die
Entscheidung getroffen wird, Psychotherapeut zu werden.
Jan Kiesewetter und Barbara Saravo, Klinikum der Universität
München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der
Medizin, München, Deutschland
Bitte zitieren als
Kiesewetter J, Saravo B. Michael Koenen, Rupert Martin (Hrsg): Wege
und Umwege zum Beruf des Psychotherapeuten - Entwicklungsprozesse
psychotherapeutischer Identität. GMS Z Med Ausbild.
2013;31(1):Doc4. DOI: 10.3205/zma000896, URN:
urn:nbn:de:0183-zma0008963
Artikel online frei zugänglich unter
http://www.egms.de/en/journals/zma/2013-31/zma000896.shtml
Eingereicht: 08.11.2013
Überarbeitet: 27.11.2013
Angenommen: 16.12.2013
Veröffentlicht: 17.02.2014
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