Rezension zu Der Soundtrack unserer Träume
Wetzlarer Neue Zeitung, 10. Oktober 2013
Rezension von Guntram Lenz
Wahrheit hinter den Filmen
Im umfangreichen Themenspektrum des Gießener Psychosozial-Verlags
gilt ein Schwerpunkt dem Bereich Psychoanalyse und Film, und die
Handvoll Veröffentlichungen, die jährlich in diesem Kontext
erscheint, kann sich sehen lassen.
Neben einer Aufsatzsammlung über den Regisseur David Cronenberg in
der Reihe »Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie« haben Konrad
Heiland und Theo Piegler in diesen Tagen einen Band mit dem ebenso
schönen wie vielsagenden Titel »Der Soundtrack unserer Träume«
(272 Seiten, 24,90 Euro) herausgegeben. Wie wichtig die Gestaltung
der Tonspur für die emotionale und ästhetische Wirkung eines
Films ist, untersuchen Musikwissenschaftler und Psychoanalytiker an
Filmen wie Disneys »Fantasia«, Kubricks »The Shining« und Michel
Hazanavicius Oscar-Gewinner »The Artist«. Dabei geht es nicht nur
um die Komposition und ihre Wirkung, sondern auch um den
Stellenwert von Stille und Geräuschen.
Eine Kinofassade vergangener Tage ziert das Cover einer
»psychoanalytischen Filmrevue« mit dem Titel »Cinépassion
Reloaded« (215 Seiten, 22,90 Euro), die die Arbeit eines
gleichnamigen Zürcher Filmprojekts dokumentiert. Nach dem Erfolg
des ersten Bands vor zwei Jahren finden sich hier weitere Texte zu
Filmklassikern wie auch zu weniger bekannten Perlen der
Filmgeschichte. Von Kubricks »Clockwork Orange« über Chereaus
»Intimacy« bis zu Fellinis »Satyricon« und Eastwoods »Mystic River«
reicht die Palette. Ausgangspunkt für die Autoren ist die
optimistische Erkenntnis. dass das Denken des Zuschauers im
Kinosaal mehr an Bilder als an Worte gebunden ist. Beim Verlassen
des Kinos taucht er aus diesem fast entrückten Zustand auf, ist so
für den verborgenen Sinn der Handlung empfänglicher und versteht
die psychoanalytische Deutung des Films.