Rezension zu Okkulte Ästhetik

Zeitschrift für Anomalistik Band 13 (2013), S. 221-280

Rezension von Peter Mulacz

Zeitschrift für Anomalistik Band 13 (2013), S. 221-280

Manfred Dierks
Thomas Manns Geisterbaron. Leben und Werk des Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing Gießen: Psychosozial-Verlag, 2012 ISBN 978-3-89806-811-6, 366 Seiten, € 29,90

Timon L. Kuff
Okkulte Ästhetik. Wunschfiguren des Unbewussten im Werk von Albert von Schrenck-Notzing (zgl. Dissertation Universität Lüneburg, 2011)
Gießen: Psychosozial-Verlag, 2011 ISBN 978-3-83792-136-6, 545 Seiten, € 49,90

Rezensent:
Peter Mulacz (1)
Albert von Schrenck-Notzing – die beiden hier zu besprechenden Werke tragen diesen Namen in ihren Titeln und weisen demgemäß auch viele thematische Überschneidungen auf. Baron Schrenck (1862–1929) war, wie Paul Sünner, der Schriftleiter der damaligen Zeitschrift für Parapsychologie, es ausgedrückt hat, »der Mann, der uns Führer war« (2) – eine damals noch sehr unschuldige Vokabel, die aber die absolut dominierende Position Schrencks in der deutsch-sprachigen Parapsychologie dieser Epoche deutlich zum Ausdruck bringt. Schrenck verdient es wie kein anderer, dass man sich mit seinem Werk und in diesem Kontext natürlich auch mit seinem Leben auseinandersetzt. Übrigens sind beide Bücher in kurzem Abstand im selben Verlag erschienen; es ist wohl auch kein Zufall, dass die Biographie gerade jetzt publiziert worden ist, jährt sich doch Schrencks Geburt heuer zum 150. Male. Schrenck-Notzing ist nicht nur eine zentrale Persönlichkeit der Parapsychologiegeschichte, er hat mich auch persönlich immer sehr interessiert – man verzeihe mir also, wenn die Rezension des biographischen Bandes sehr ausführlich ausgefallen ist. Nun zu den beiden Büchern im Einzelnen.

I
Wie in einem spannenden Roman lässt der Autor Manfred Dierks in seiner biographischen Erzählung die Persönlichkeit Schrenck-Notzings vor dem Leser entstehen und sein Leben und seine Aktivitäten an ihm vorüberziehen, eingebettet in ein breit angelegtes Zeitgemälde: Kindheit, Jugend und Familienangelegenheiten, das Medizinstudium (Korpsstudent), Begegnungen mit den frühen französischen Hypnotiseuren Bernheim und Liébeault, aber auch mit Charcot und mit Sigmund Freud, mit Myers und (dem späteren Nobelpreisträger) Richet, der ihm ein lebenslanger Freund werden sollte, der Einfluss von du Prel und Schrencks spätere Abwendung von ihm, die Begründung der Sexualwissenschaft in Deutschland, das Studium von – wie wir heute sagen würden – veränderten Bewusstseinszuständen (Stichworte: Leistungen in Hypnose, wie die berühmte »Traumtänzerin«, und das Unbewusste der menschlichen Persönlichkeit), schließlich die Hinwendung zur Parapsychologie, Experimente mit Eusapia Pal(l)adino, Eva C., den Brüdern Schneider und vielen anderen, damit verwoben die zahllosen Kämpfe um die Anerkennung der Echtheit der Phänomene, die damals in einer Schärfe geführt worden sind, welche heute nicht mehr vorstellbar ist. Dabei beschränkt sich der Autor offenbar sehr bewusst darauf, zu berichten und nicht zu bewerten, insbesondere, was die Frage der Realität des physikalischen Mediumismus betrifft, über den bekanntlich die Meinungen geteilt sind. (Ein anderer Rezensent, Oliver Pfohlmann, drückt das so aus: »Dass sich Dierks auch da nicht vorschnell über ›Thomas Manns Geisterbaron‹ lustig macht, wo Schrenck-Notzing zum Opfer seiner pseudowissenschaftlichen Phantasmen wurde, macht die kenntnisreiche und mit dem Einfühlungsvermögen und Rüstzeug eines Romanciers geschriebene Darstellung sympathisch.«(3))
Verschränkt mit dieser intellektuellen Lebensgeschichte ist die des äußeren Lebens, die Heirat mit Gabriele, der reichen Erbin der Siegle’schen Familienunternehmen, der Aufstieg auf der sozialen Stufenleiter, der Schwenk vom ärztlichen Beruf zum Industriekapitän, der seine diversen Betriebe in den schweren Jahren nach dem Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik sehr erfolgreich führt, alles detailreich und aus vielen Quellen, insbesondere auch aus diversen Archiven schöpfend dargestellt (4). Ich habe so manches aus diesem Buch gelernt, das mir bisher nicht bekannt war, so die Details zu einem schwarzen Punkt in der Familiengeschichte (eine Analogie zu den Schiebereien der Verwandten Freuds), was auf Wikipedia nur kurz erwähnt wird, Schrencks Beziehung zu Alfred Schuler (5) und zu dem Arzt und Literaten Oskar Panizza, sodann die Tatsache, dass Schrenck auch einmal unter einem Pseudonym publiziert hat, weiter, dass Max Dessoir (bekanntlich der Mann, der das Kunstwort »Parapsychologie« geprägt hat) Schrencks Trauzeuge war (6), dass Gabriele von Schrenck sich zur Aviatrice hat ausbilden lassen (auch dieser Sachverhalt ist aus Wikipedia zwar bekannt, dort aber ohne jegliche Details festgehalten) und viele weitere Einzelheiten, interessantere und banale, z.B. dass Schrencks (erstes) Auto ein Horch war (über spätere erfährt man nichts – zuletzt fuhr er einen schweren Mercedes [Sünner, 1929b: 198]), und schließlich die Chronique scandaleuse, dass es außer den beiden bekannten legitimen Söhnen auch einen außerehelichen gegeben hat, und dazu noch ein pikantes Detail zu der ohnehin pikanten Gräfin Reventlow.

Gerade hier tun sich Fragezeichen auf: Den Horch glaube ich dem Autor ungeschaut, aber bei Geschichten im Zwielicht stellt sich immer die Frage, was phantasievolle Interpretation der Quellen ist und was nachweisbare Realität.

Und damit bin ich auch schon bei der Kritik an diesem Buch, das ich – ich betone dies nochmals – mit Gewinn und mit Vergnügen gelesen habe und für sehr empfehlenswert erachte. Da ist zunächst einmal der Titel, von dem ich nicht weiß, ob der Autor oder der Verlag für ihn verantwortlich ist, der mir aber – frei heraus gesagt – unsympathisch ist. Nicht nur, dass das Wort »Geisterbaron« als ein Pejorativ geprägt worden ist und es merkwürdig berührt, dieses für den Protagonisten der Erzählung weiter zu perseverieren, ist es auch insofern unangebracht, als Schrenck-Notzing eindeutig ein Vertreter der animistischen (psychodynamischen) Hypothese war und mit dem Geisterglauben der Spiritisten nichts gemein hatte. Weiters verstehe ich ja durchaus, dass der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann in der Öffentlichkeit bekannter (und dadurch werbewirksamer) ist als Schrenck-Notzing. Dennoch: Die zentrale Gestalt des Buches in den Untertitel zu verbannen und sie in einem genitivischen Ausdruck Mann unterzuordnen, will mir nicht gefallen, noch dazu, wo Mann nur sehr wenige Sitzungen bei Schrenck mitgemacht hat und die Beziehung der beiden Herren zueinander keine sonderlich enge war (Thomas Mann hatte vielmehr gute Beziehungen zum Zoologieprofessor Karl Gruber, der, sein Nachbar in München, damals engster Mitarbeiter Schrencks war).

Festzuhalten ist jedoch, dass Thomas Mann energisch für die Realität der von ihm selbst in Schrencks Laboratorium beobachteten Phänomene eingetreten ist. Dennoch scheint mir in diesem Buch der Bezug zu Mann eher künstlich zu sein; die Kapitel über Mann wirken aufgepfropft und sind wohl nur zur Rechtfertigung des Titels eingeschoben. verständlich, wenn man weiß, dass der Autor ein emeritierter Professor für Neuere deutsche Literatur ist, der insbesondere über Thomas Mann gearbeitet hat, der auch seinerzeit stellvertretender Vorsitzender der Thomas-Mann-Gesellschaft war und dem naturgemäß Mann näher steht als Schrenck. Umso mehr wundert es mich, dass Dierks neuere Publikationen zum Thema nicht rezipiert hat; zumindest ist der von W. Müller-Funk und C.A. Tuczay herausgegebene Band Faszination des Okkulten. Diskurse zum Übersinnlichen, der ein Kapitel über Thomas Mann und die Parapsychologie enthält (Mulacz, 2008), im Literaturverzeichnis nicht zu finden.

Überhaupt, das Literaturverzeichnis – so reichhaltig es ist, so verwundert doch manchmal die Auswahl: So findet man zwar Tischners Geschichte der Homöopathie (Tischner, 1934; wohl wegen Schüssler), es fehlt aber z.B. seine Geschichte der Parapsychologie (Tischner, 1960), welche Eberhard Bauer (1995) immerhin als »unübertroffen« apostrophiert hat.

Und es gibt so manche weitere Details, die verunsichern: Schrenck-Notzing hatte, so erfahren wir von Dierks, das Gardemaß von 1,90 m. Hingegen schreibt Schrenck von sich selbst, »ich messe 1,85 m« (7). Eine Quelle für Dierks’ von der Selbstbezeugung Schrencks abweichende Angabe wäre wünschenswert – oder handelt es sich um ein Phantasieprodukt des Erzählers, der die Beschreibung »sehr groß und schlank« in eine Zentimeterangabe umgesetzt hat, dabei aber bedauerlicherweise um fünf Zentimeter übers Ziel hinaus geschossen ist? Damit ich nicht missverstanden werde: Es ist dem seit langem toten Protagonisten des Buches wohl ebenso gleichgültig wie mir, ob er fünf Zentimeter größer oder kleiner war – was aber nicht gleichgültig ist, ist die Frage, ob die Angaben in diesem Buch detailgenau und verlässlich sind, und darauf kommt es ja wohl an.

So manches erzeugt vermutlich im Leser, der mit dem Gegenstand nicht vertraut ist, ein schiefes Bild. So werden z.B. für eine dramatisch ausgeführte Szene aus Schrencks Jugend (erste Erfolge als Hypnotiseur) als Quellen General Josef Peter und Gerda Walther angeführt. Der mit diesen Personen minder vertraute Leser könnte leicht annehmen, dass es sich um Augenzeugen der geschilderten Begebenheit handle, was aber keineswegs der Fall war: General Peter stand Schrenck zwar altersmäßig näher als Gerda Walther, ist aber erst in späteren Lebensjahren zu ihm gestoßen, und Husserl-Schülerin Gerda Walther war überhaupt nur während der letzten Lebensjahre Schrencks bei ihm, nicht einmal zwei Jahre lang. Beide können also nur als Zeugen für Schrencks eigene Erzählung über die Begebenheit aus seiner Jugend dienen, nicht aber als Zeugen für deren objektive Richtigkeit. Ähnlich potentiell irreführend ist es, wenn in einem kleinen Appendix, über die Lebenszeit Schrenck-Notzings hinausgreifend, zunächst vom Weiterbestand der Zeitschrift für Parapsychologie, des von Schrenck finanziell gestützten Publikationsorgans, über seinen Tod hinaus berichtet und dann sehr bald darauf die »Okkultistenhetze« des Jahres 1941 erwähnt wird, die durch den Englandflug des Stellvertreters des Führers, Rudolf Hess, ausgelöst worden ist. Der unbefangene Leser könnte daraus schließen, dass diese Zeitschrift (wie andere auch (8)) bis 1941 bestanden hätte, während sie in Wirklichkeit bereits Mitte 1934 eingestellt werden musste, weil die Witwe, Gabriele von Schrenck, ihren Zuschuss zu dieser Publikation gestrichen hat.

F.W.H. Myers wird als »Dichter und Mitbegründer der SPR« eingeführt und hinsichtlich seiner Arbeiten zum Unterbewusstsein und zur Telepathie gewürdigt; dass er eigentlich professioneller Altphilologe war – was im weiteren Kontext der Parapsychologiegeschichte durchaus relevant ist (»Kreuzkorrespondenzen«) – erfährt man leider nicht.

Die Idee der Materialisation soll Schrenck-Notzing angeblich von du Prel haben – erst viele Seiten später liest man dann, dass schon ein Vierteljahrhundert zuvor William Crookes Materialisationen in den von ihm veranstalteten Experimentalsitzungen hat erzielen können. Ganz ähnlich wundert man sich im Kapitel über die frühe Sexualforschung, dass ausgerechnet Magnus Hirschfeld nicht erwähnt, dann aber – wiederum viele Seiten später – sozusagen nachgetragen wird. Parapsychologie- und Wissenschaftshistoriker wissen all dies, der von einem Buch wie diesem anvisierte allgemeine Leser hingegen nicht.

Und nochmals die Gräfin Reventlow: Schrenck-Notzing sei gekränkt gewesen zu erfahren, dass die Gräfin ihn nur »Schnotzing« nannte – mag sein (oder auch nicht), dass er es als ungebührlich empfand, wenn eine dritte Person davon Gebrauch machte, aber immerhin unterzeichnete er Poststücke vielfach selbst mit »SchNotzing«. Eine Quellenangabe zu Schrencks angeblicher Kränkung wäre daher wünschenswert gewesen. Sie fehlt.

Damit gleich weiter zu anderen Trägerinnen des Vornamens »Fanny«: Dass es sich bei den beiden Damen mit dem Namen »Fanny Moser« um Mutter (9) (die Patientin Freuds) und Tochter (10) (die spätere Biologin und Parapsychologin) handelt, erfährt man unglücklicherweise nur aus dem Personenregister, aber nicht aus dem Text selbst, und nur durch Rückgriff auf das Literaturverzeichnis kann die Brücke zur parapsychologischen Tätigkeit von Fanny Moser jun. geschlagen werden.

Kapitän Kogelnik, nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zum Zoll versetzt – so weit, so gut –, habe nunmehr, so Dierks, als »Major« angesprochen zu werden. Das ist mir aus der zeitgenössischen Literatur nicht geläufig; hingegen ist mir Major Kalifius (ein tatsächlicher Major a.D.) bekannt, der ebenfalls in der Braunauer Frühzeit eine Rolle spielt, allerdings im vorliegenden Buch nicht erwähnt wird. Werden hier die Herren Kogelnik und Kalifius zu einer nicht realen, sondern nur romanhaften Person amalgamiert? Und dass Kapitän Kogelnik bei Kriegsende sein Schiff einem serbischen Kapitän habe übergeben müssen, nehme ich dem Autor bis zum Vorliegen eines Beweises auch nicht ab: Zwar ist die Schenkung der k.u.k. Kriegsmarine durch Kaiser Karl I. an den neu gegründeten südslawischen Nationalrat (»Staat der Slowenen, Kroaten und Serben«) erfolgt, bevor die Flotte später auf die Siegermächte aufgeteilt worden ist, jedoch war (und ist) Serbien, nota bene ein Feindstaat im Ersten Weltkrieg, ein Binnenstaat ohne Kriegsmarine, wohingegen zahlreiche Kroaten in der k.u.k. Kriegsmarine gedient haben und teilweise bis in die höchsten Ränge aufgestiegen sind (11). Die Übergabe des Schiffes ausgerechnet an einen Serben stellt sich demnach als überaus unwahrscheinlich dar. Solcherlei stimmt wieder etwas nachdenklich, wenn das Buch den Anspruch erhebt, eine Darstellung »strikt nach den Quellen« zu liefern.

Willy Schneider wird nicht nur des Zahngoldschmuggels verdächtigt (in der Tat eine recht undurchsichtige Geschichte), sondern auch des Diebstahls eines Koffers bezichtigt – dass der Koffer retourniert worden ist, bleibt leider unerwähnt, wie überhaupt die Gegendarstellung zur ganzen Affäre in den Psychischen Studien (Klinckowstroem, 1925).
Was die von Dierks nicht ganz zu Unrecht so genannten »Vasallen« Schrencks und ihre gut dargestellten Versuche betrifft, sich dem übermächtigen Einfluss Schrencks zu entziehen, so wäre vielleicht auch der Hinweis angebracht gewesen, wie Schrenck andererseits – und bekanntlich vergebens – versucht hat, sich in das Herausgeberkollegium der Zeitschrift für kritischen Okkultismus hineinzudrängen. Wie weit Gabriele Freifrau von Schrenck-Notzing an den parapsychologischen Arbeiten ihres Mannes aktiven Anteil nahm oder wie weit sie stille Begleiterin war, scheint mir im übrigen offen zu sein. Eine diesbezügliche Episode bei Dierks dürfte eher dichterisch gestaltet sein, denn in Schrencks Werk findet seine Frau keinerlei Erwähnung.

Schrenck-Notzings Persönlichkeit scheint mir, alles in allem, gut getroffen zu sein; den- noch bleiben gewisse Defizite. Zum Beispiel erfahren wir nichts über Schrenck als Jäger: Zwar wird die Jagd als gesellschaftliches Phänomen gewisser Kreise dargestellt – Schrenck war ein Grandseigneur, der nur in den ersten Hotels abstieg, der seinen Schneider in Paris hatte und eben eine Eigenjagd in the Karpaten –, was aber nicht zur Darstellung kommt, ist der Wesenszug des Jägers, den Gerda Walther (1929) an Schrenck beschrieben hat: »Wie der Jäger immer wieder voller Spannung dem scheuen Tritt des Wildes auflauert, so wartete er immer wieder mit ungeduldiger Erwartung auf das Sich-Erheben der telekinetisch bewegten Gegenstände, auf das flüchtige Auftauchen einer materialisierten Hand u. dgl.« auf die (übrigens immer gleichen) Phänomene, um diese in seinem Laboratorium quasi zu »erlegen« (ebd.: 201) – in diesem Laboratorium, dessen Wände, nebenbei erwähnt, mit Geweihen und anderen Jagdtrophäen geschmückt sind.

Und erst recht gibt es darstellerische Defizite, was Schrenck als Parapsychologen betrifft. »Der Spuk in Hopfgarten« ist eine (im Literaturverzeichnis signifikanterweise fehlende) Publikation Schrencks, die ich exemplarisch für den Aspekt herausstelle, dass Schrenck sich auch für spontane Phänomene, vor allem das, was man heute RSPK nennt, sehr interessiert hat (12). Er hat derartige Forschung (z.B. im Fall Zugun) auch subventioniert und hat – was hier das Wichtigste ist – in seinem psychodynamischen Ansatz ein Kontinuum von den spukhaften Entladungen bis zu den Laboratoriumssitzungen erblickt, weshalb es auch seine Maxime war, die erratisch auftretenden Phänomene von Spuk-Agenten in eine geordnete Sitzungsmedialität überzuführen.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Schrenck als Parapsychologe in diesem Buch weit weniger gewürdigt wird als Schrenck in seiner Eigenschaft als Sexualkundler oder als Vorkämpfer der Hypnose. Im Gegensatz zur gründlichen, kenntnis- und detailreichen Ausgestaltung der Aspekte der Parallelen und späteren Divergenzen von Freud und Schrenck hinsichtlich der Konzeption des Unbewussten (vgl. du Prel, Myers, Dessoir u.a.) sowie der Frage des Einflusses von Binet und vor allem von Janet auf die beiden, erfährt das Buch, je weiter man in den späteren Kapiteln liest, gleichsam eine gewisse Beschleunigung, über deren Ursachen man nur spekulieren kann. Fühlt sich der Verfasser beim Thema Parapsychologie – das »Thomas Mann’sche Phänomen« ausgenommen – weniger wohl? Gab es Termindruck zur Manuskriptabgabe? Oder eine Beschränkung des Umfangs?

Das hat letztlich zur Folge, dass z.B. die Episode mit Kraus/Weber recht skizzenhaft ausgeführt ist. Dass Schrenck die durch die Wiener Universitätskommission erfolgte Entlarvung des Mediums (Gräfin Wassilko war imstande, die »Phänomene« nachzumachen) nicht »anerkannte«, wie Dierks schreibt, kann so nicht gesagt werden: Schrenck hielt Kraus vielmehr für »gemischt« und argumentierte, dass es die mangelnde Erfahrung Prof. Thirrings als Neuling im parapsychologischen Experiment gewesen sei, die Kraus überhaupt die Möglichkeit zum Betrug gegeben habe – eine Diskussion, die eine gewisse Verstimmung zwischen »Wien« und »München« zur Folge hatte. Gräfin Wassilko hat Schrenck auch brieflich (13) gewarnt (»Ich bin besorgt um Sie, Baron Schrenck«), aber davon hat er nichts hören wollen. Den Umstand aber, dass es Schrenck gelungen war, sich durch die Vermittlung einer ihm freundschaftlich verbundenen Dame in Wien in Kenntnis des Manuskripts des Kraus zu setzen (14), weswegen er sich gegen Klinckowstroems Angriffe wappnen konnte, sucht man bei Dierks vergebens – es nimmt wunder, dass sich der Autor gerade eine solche »saftige« Episode hat entgehen lassen. Dass Schrenck (1928b) schließlich beim Kongress an der Sorbonne im Jahr 1927 dieses Medium »beschimpft« hätte, ist eine sehr fragwürdige Darstellung (und Formulierung). Er hat Kraus nicht beschimpft (schon weil dieser gar nicht anwesend war), und er hat auch nicht über ihn geschimpft, sondern er hat ein – freilich ungünstiges – Bild seines Charakters gezeichnet, welches aber in keiner Weise überraschend war, da man ähnliche Charakterisierungen verschiedener Medien vielfach in Schrencks Werk vorfindet.

Sehr fragmentarisch dargestellt finde ich auch das konstante Bestreben Schrencks, durch methodische Verbesserungen die Schraube »zwingender« Versuchsbedingungen immer weiter anzuziehen. Der doppelte Boden im Kabinett findet sich zwar erwähnt, aber Amerellers elektrische Medienkontrolle (15) – die nicht nur das Medium, sondern auch die Kontrolleure einschloss – fehlt, und gerade dieser Kontrollapparat hat Furore gemacht und wurde später international nachgebaut (16).
Letzteres erfolgt nach Schrencks Tod, und auch der Autor Dierks führt sein Buch über das Lebensende Schrencks hinaus. Das bezieht sich sowohl auf Schrencks Söhne und Enkel (am bekanntesten Caspar mit seinem [nicht erwähnten] Hauptwerk Lexikon des Konservatismus [C. v. Schrenck-Notzing, 1996]), aber auch auf die Schrenck’schen Medien. Zuvor noch wird Gräfin Wassilko mit einer beiläufigen Bemerkung in einem Nachruf auf Schrenck erwähnt, die im Kontext der Evolution der Parapsychologie und im Ansatz zu einer ergebnisoffenen Wissenschaft zu sehen ist, aber hier – isoliert – die Gräfin als eine Spiritistin erscheinen lassen mag, was sie beileibe nicht war.

Über Rudi Schneider erfahren wir folgendes: »Setzte noch einige Jahre seine erfolgreiche Medienkarriere fort, wurde von Kommissionen in Paris und London geprüft und zum Gegen- stand mehrerer Bücher [...]«. Diese sehr armselige Zusammenfassung wird der Sache nicht gerecht, denn die Experimente mit Rudi am Institut Métapsychique International in den Jahren 1930 und 1931 bedeuten einen Meilenstein der Forschung insofern, als die Phänomene im Gegensatz zur bloß visuellen Beobachtung und Photographie nunmehr automatisch apparativ registriert und mit dem physiologischen Zustand korreliert werden konnten (Osty & Osty, 1933). Dies summarisch im Wort »Paris« zu verstecken, wie es bei einer bloßen Fortschreibung der bisherigen Versuchstechnik zulässig gewesen wäre, ist aufgrund des erzielten Durchbruchs nicht angebracht (was nicht bedeutet, dass ich an dieser Stelle eine Apologie Schrencks oder eine Diskussion über die Realität der Phänomene für angemessen hielte).

Die verwendete parapsychologische Terminologie lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Von »Ektoplasma« ist die Rede, ganz vereinzelt von »Teleplasma«, aber nirgends erfährt der Uninitiierte, dass es sich dabei um dieselbe hypothetische Substanz handelt, dass zu Schrencks Zeiten im deutschen Sprachraum die Verwendung des Wortes »Teleplasma« vorherrschte – auch Schrenck selbst benutzt es passim –, während das von Richet eingeführte »Ektoplasma« erst Jahrzehnte später über das englische »ectoplasm« Dominanz erlangt hat. Auch ist »ektoplastisch« nicht »ektoplasmatisch«, und »Paraphysik« ist nicht »Parapsychophysik«, wie Richet (1923) dieses Gebiet mit guten Gründen bezeichnet hat. »Paraphysik« weckt andere Assoziationen (z.B. Schauberger (17), Meyl (18), sehr überzogen auch Tesla (19)), die jedenfalls mit Parapsychologie nichts zu tun haben. Die Scheu vor vielsilbigen Komposita – Dierks würde sie wohl als »raumgreifend« bezeichnen – ist unangebracht, denn solche Wortbildungen sind auch sonst in der Wissenschaft nicht unüblich, man denke z.B. an die neue Disziplin der Psychoneuroimmunologie, und schließlich wendet sich das vorliegende Buch an ein intellektuelles Lesepublikum.

Auch ein persönliches Desideratum ist unerfüllt geblieben. Von Schrenck-Notzing gibt es ein kleine Broschüre mit dem Titel Handlesekunst und Wissenschaft, die 1920 in der Reihe »Die Okkulte Welt« im Johannes-Baum-Verlag in Berlin erschienen ist (Schrenck-Notzing, 1920). Zumindest thematisch, vielleicht auch in Bezug auf die Wahl des Verlegers, stellt dieses kleine Werk ein völlig disparates Element in der literarischen Produktion Schrencks dar – ich hätte mir erhofft, darüber nähere Aufklärung zu erhalten.

Buchstäblich in den letzten Zeilen des Textes schmückt mich der Autor dann mit Federn, die mir nicht zukommen – es handelt sich dabei um ein geradezu groteskes Missverständnis, dessen Zustandekommen ich mir nicht erklären kann, wenn ich daran denke, wie sorgfältig der Autor sonst z.B. in seiner Auswertung der Archive vorgegangen ist. Es mag Mitte oder Ende der 1970er Jahre gewesen sein, als ich Hans Bender im damaligen Eichhalde-Institut ersuchte, ein gewisses Archivstück (ein Fläschchen mit einer Ektoplasma-Probe) sehen zu dürfen. Bender interpellierte mich zunächst, woher ich davon wüsste, und beschied mir dann, dass das Objekt »derzeit nicht auffindbar« sei. Ich will mich jetzt gar nicht in Spekulationen ergehen, ob es tatsächlich in den Beständen verschollen war oder mein Ersuchen damit bloß abgewiesen werden sollte. Einige Jahre nach Benders Tod (1991) ist das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) im Zuge seiner Umstrukturierung von der in Freiburgs Grüngürtel gelegenen Eichhalde ins Universitätsviertel in der Innenstadt übersiedelt. Als im Jahr 2000 die Jahrestagung der Parapsychological Association wieder in Freiburg stattfand, benutzte ich die Gelegenheit eines Besuchs der neuen Räumlichkeiten auch zu einer Besichtigung des Archivs. Natürlich ließ ich die Gelegenheit nicht vorbeigehen, nach dem bewussten Fläschchen zu fragen. Bereitwillig zeigte mir ein freundlicher Mitarbeiter das Stück, welches erwartungsgemäß im Zuge der Neuordnung aufgetaucht war. Daraus (s. Mulacz, 2001) macht Dierks: »Im Jahre 2000 aber entdeckte es ein Forscher im badischen Freiburg [...]« bzw. in einer Fußnote dazu: »[...] der Finder ist W. Peter Mulacz [...]«. Fakt ist: Gar nichts habe ich selber gefunden – ich habe gefragt, und man es hat mir gezeigt, das war alles.

Das reichhaltige Literaturverzeichnis und ein Personenregister runden den Band ab; ein Sachregister wäre wünschenswert gewesen. Und es ist zwar ökonomisch verständlich, aber dennoch bedauerlich, dass ein Buch von dieser Qualität nicht in gebundener Form vorliegt.

Abschließend möchte ich betonen, dass ich, ins Detail gehend, zwar viele, jedoch eher marginale Kritikpunkte geltend gemacht habe, und dass der Gesamteindruck von Dierks’ Buch ein überaus positiver ist. Meine kritischen Anmerkungen mögen nicht die Tatsache überschatten, dass dieses Buch sehr umfassend über Leben und Werk eines Mannes orientiert, den sein Freund Charles Richet in seinem Nachruf mit den Worten würdigt: »Keiner von uns, weder in England, noch in Italien, noch gar in Deutschland wird das Recht haben zu vergessen, dass Schrenck-Notzing der kühne und ruhmreiche Bahnbrecher unserer neuen Wissenschaft gewesen ist.«

II
Im selben Verlag wie Dierks’ soeben besprochene Biographie Schrenck-Notzings ist, bereits 2011, auch diese bildwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Schrencks Œuvre erschienen. Auch der Gegenstand ist weitgehend derselbe, da viele Aspekte von Schrencks Biographie zur Sprache kommen. Jedoch sind sowohl Zielsetzung wie Ausgangspunkt deutlich andere. »Die vorliegende Arbeit untersuchte die Wechselwirkung von ästhetischer Theorie, Kunst und unmittelbarer psychischer Forschung gerade im Hinblick auf ihre versteckten, eben okkulten, Zusammenhänge,« notiert Timon Kuff. Während Dierks sich des Urteils enthält, findet man bei Kuff schon im Vorwort und ohne nähere Begründung Sätze wie folgende: »Der Arzt, der angetreten war, die Rede vom Übersinnlichen tilgen zu wollen, schaffte eine fiktive Phänomenologie, die für spätere Künstler eine reizvolle Fundgrube darstellte« und »Der Versuch, den Fiktionen des Freiherrn von Schrenck-Notzing auf der Fährte zu bleiben, [...]«, wobei der zweimalige »Fiktionalitäts«-Hinweis zeigt, dass Kuff den Realitätsanspruch Schrencks schlichtweg negiert. Das sollte aber für diejenigen Leser, die selbst auf anderem Standpunkt stehen mögen, kein Grund sein, das Buch gleich aus der Hand zu legen. Nicht nur, dass der Autor aufzeigt, wie viele Ideen Schrencks aus seiner Zeit als junger Arzt entscheidenden Einfluss auf seine späteren Experimente mit Medien hatten, es geht ihm auch und vor allem darum zu zeigen, wie sich die Erwartungen Schrencks als parapsychologischer Experimentator bildhaft in den Produktionen seiner Medien (insbesondere bei Eva C.) niedergeschlagen haben – eine Spielart dessen, was man in der empirischen Wissenschaft »Versuchsleitereffekt« nennt.

Auch Kuff setzt sich mit der Frühzeit Schrencks als Hypnotiseur und, mehr noch, als Suggestionstherapeut sowie als Sexualforscher auseinander. Gerade in letzterem Bereich zeigt Kuff die sehr traditionellen Wertvorstellungen Schrencks auf, denen dieser aber in seinem Privatleben nicht folgte, wofür u.a. ein Kapitel über die Gräfin Reventlow – eine quellenmäßig weit besser erschlossene Darstellung als die holzschnittartige Vergröberung bei Dierks – Zeugnis ablegt. Als Kind seiner Zeit war auch Schrenck ein Vertreter der damals üblichen »Doppelmoral«, die auch heute noch keineswegs überwunden ist. In dem Kapitel über den Prozess Czynski zeigt Kuff auf, wie sehr der Gutachter Schrenck in dem Angeklagten gewisse Züge seines eigenen Charakters widergespiegelt gesehen haben mag. Alles in allem kommt Schrenck als Persönlichkeit bei Kuff nicht allzu gut weg; immer wieder wird er mit mehr oder minder pejorativen Attributen versehen (z.B. »ein geschickter Manipulator«, »durchaus eigennützig«, »Halsstarrigkeit«, »Unaufrichtigkeit«, »Verblendung« usw.); wenig ist von einer »kritischen Distanz«, dafür mehr von purer Kritik zu sehen.

Die Münchner »Kosmiker« werden – weiterführender als bei Dierks – erwähnt, und besonderen Raum nimmt natürlich zunächst die »Traumtänzerin« ein. Außer den im Wortsinn bildhaften Bezügen werden viele literarische abgehandelt: hier gleich anschließend der gleichnamige Roman des Kriminologen Erich Wulffen, später der Roman Tropen von Robert Müller und schließlich noch ein weiterer Roman, Paul Madsacks Die metaphysische Wachsfigur – alles literarische Werke, über die sich heute mehr oder minder der Schleier des Vergessens gebreitet hat.

Eva C. ist natürlich die ergiebigste Versuchsperson für die Argumentation des Verfassers. Die Richtung, die diese nimmt, erhellt schon aus manchen Kapitelüberschriften: »Die Wunschfiguren und Traumbilder im physikalischen Mediumismus«, »Die Materialisationsphänomene als Collagen und Karikaturen«, »Die Innere Performance der Eva C. als Vorläufer der Körperkunst« oder »Die Materialisationsphänomene: eine fiktive Schöpfungsgeschichte«. All dies ist durchaus interessant zu lesen, und der Autor öffnet neue Aspekte, hat aber mit den genuin parapsychologischen Fragestellungen wenig zu tun, während sich hingegen die permanente Polemik gegen Schrenck auf dem argumentativen Niveau der 1920er und 1930er Jahre bewegt (»Dreimännerbuch« [Gulat-Wellenburg, Klinckowstroem, & Rosenbusch, 1925], Mosers Okkultismus [Moser, 1935], Bruhns Gelehrte in Hypnose [Bruhn, 1926]). Im übrigen wählt Kuff sehr selektiv aus und behandelt nur einen Teil der von Schrenck untersuchten Medien und analog dazu nur einen Teil von Schrencks parapsychologischem Lebenswerk; im wesentlichen arbeitet er sich dabei an den Materialisationsphänomenen ab. Die Physikalische[n] Phänomene des Mediumismus, die bildhaft/ästhetisch weniger »hergeben«, aber eher für die Realität der Phänomene sprechen mögen, fallen unter den Tisch: Das ist zwar angesichts des Buchtitels und der generellen Fragestellung, die der Autor verfolgt, verständlich, beeinflusst aber in wenig fairer Weise Kuffs Darstellung von Schrencks Werk in negativer Richtung.

Objektiv falsch ist die Etymologie, die Kuff für Reichenbachs »Od« anbietet: Er leitet dieses Wort ganz frank und frei vom griechischen Odos (20) ab, während Reichenbach selbst (Reichenbach, 1852: 198; vgl. a. Nahm, 2012), der Schöpfer dieses Wortes, sich auf den germanischen Gott Odin bezieht. Es scheint, dass Kuff nur die Sekundärliteratur, nicht aber die Originale studiert hat.

Ein ausführliches Literaturverzeichnis und ein Bildnachweis runden den Band ab; leider fehlen sowohl Personen- als auch Stichwortregister.

1 Prof. Peter Mulacz, Wien, ist Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie und Grenzbereiche der Wissenschaften (http://parapsychologie.ac.at/). Eine frühere Fassung dieser Doppelrezension erschien im Newsletter No 48 (10. Oktober 2012) der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie. Die Verwendung in der ZfA und die redaktionelle Bearbeitung erfolgen mit freundlicher Genehmigung von Prof. Mulacz. Er selbst hat für die vorliegende Version die Literatur- verweise nachgetragen.
2 »In der Morgenfrühe des 12. Februar 1929 ist ganz plötzlich und unerwartet in München der Mann gestorben, der uns Vorbild und Führer war.« (Sünner, 1929a: 113)
3 literaturkritik.de, Nr. 2/1913: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17564.
4 Was nicht ausschließt, dass für viele Einzelheiten leider keine Quellenangaben angeführt sind.
5 Ich hatte mich angesichts des damaligen geistigen Zentrums in München oft gefragt, wie weit Schrenck mit den Münchner »Kosmikern« in Kontakt war, über die Tatsache hinaus, dass manche von ihnen gelegentlich an seinen Sitzungen teilnahmen.
6 Dass Max Dessoir, wie Dierks mehrfach (S. 124, 154, 303) behauptet, Trauzeuge Schrenck-Notzings gewesen sein soll, scheint angesichts der kontroversen Diskussionsgeschichte zwischen beiden Herren kaum glaubhaft. In seiner Autobiographie (Buch der Erinnerung. Stuttgart: Enke, 1947, S. 130) erwähnt Dessoir lediglich, dass er und seine Frau der Einladung zur Hochzeit Folge geleistet hätten. (Red./ghh)
7 Analog auch in folgendem Text: »Um die Höhe der Stellung des Körpers in der Luft einigermaßen schätzen zu können, pflegte sich Verfasser dieser Zeilen gewöhnlich gegenüber dem Medium aufzustellen, so daß ihm der eigene Körper (1,85 m groß) als Maßstab diente für die Stellung in horizontaler Körperlage der Füße.« (Schrenck-Notzing, 1933: 71)
8 Die von Christoph Schröder in Berlin herausgegebene Zeitschrift für metapsychische Forschung.
9 Fanny Moser sen. (1848–1925), geborene von Sulzer-Wart; in Freuds Fallstudie mit dem Pseudonym
»Frau Emmy von N ...« versehen und auch der Herkunft nach verfremdet (Breuer, 1895).
10 Fanny Moser jun. (1872–1953), ältere Tochter von Fanny Moser sen., verehelichte Hoppe, Zoologin (Dr. phil.) und Parapsychologin.
11 Zum Beispiel Admiral Njegovan (http://de.wikipedia.org/wiki/Njegovan) oder Linienschiffskapitän Janko Vuković-Podkapelski, nach dem Zusammenbruch für einen Tag Kommandant der vormaligen SMS Viribus Unitis und als Konteradmiral neuer Flottenkommandant.
12 Schrenck-Notzing hat sich sowohl theoretisch mit dem »Spuk« befasst (Schrenck-Notzing, 1928d) als auch, und vor allem, einschlägige Fallstudien vorgelegt (beispielsweise Schrenck-Notzing, 1921, 1922, 1926a, 1928a, 1928c, 1929a).
13 Zum Beispiel auch hier: »Ich fühle mich verpflichtet, Professor Thirrings Gespräch auch meinerseits einige Worte beizufügen: Erstens: Bitte glauben Sie mir heute, daß ich nur aus Besorgnis um Sie [Hervorhebung im Original; P.M.] schreibe und daß mir – wie übrigens immer, denn ich habe meine ›Entlarverrolle‹ unglückseligen Angedenkens selber kaum je erwähnt – nichts ferner liegt, als Ihre Münchner Versuche ›herunter setzen zu wollen‹, wie Sie einmal schrieben. Sie schweben in großer Gefahr. Wenn Sie über Kraus weiter veröffentlichen, so kann es geschehen, daß er selber erwidert und alles ganz genau erklärt, wie er es gemacht hat. Das wäre eine Katastrophe. Er behauptet jetzt, volle drei Jahre nie ein Medium gewesen zu sein [...]«. Aus einem Brief Wassilko an Schrenck vom 1. März 1928, publiziert in Belcsák (1987: 130).
14 Vgl. Walther (1960: 431); übrigens handelte es sich um eine Frau Bachruch (pers. Mitteilung von Gräfin Wassilko).
15 Schrenck-Notzing (1926b), wieder abgedruckt in Schrenck-Notzing (1929b).
16 Zum Beispiel von Harry Price in dessen »National Laboratory of Psychical Research« in London.
17 Viktor Schauberger (1885-1958), österreichischer Amateurforscher, ursprünglich Forstmeister, kam durch Beobachtung des Wasserlaufes zu einer modifizierten Strömungslehre, die sich beim Bau großer Holzschwemmanlagen bewährt hat. Daraus postulierte er die Möglichkeit besserer Energieeffizienz durch Ausnutzung konzentrischer Wasserwirbel und in weiterer Folge alternative Energiequellen.
18 Konstantin Meyl (geb. 1952), Professor für Leistungselektronik an einer BRD-Hochschule, ersetzt/ergänzt die klassische Elektrodynamik durch »Skalarwellen«, was unter Physikern mehr als umstritten ist.
19 Nikola Tesla (1856–1943), bedeutender Erfinder auf dem Gebiet der Elektrotechnik, wird aufgrund seines ungewöhnlichen Lebenslauf gerne von der esoterischen Szene vereinnahmt, die allerhand Unbelegbares in seine späteren Arbeiten hineinprojiziert.
20 Im übrigen trägt dieses Wort im Griechischen einen »Spiritus asper«, also einen (nicht als Buchstaben geschriebenen) Anlaut mit H-; wollte man die von Reichenbach postulierte neue Naturkraft davon ableiten, müßte sie als »Hod« bezeichnet werden.

Literatur
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Belcsák, S. (1987). Zoë Gräfin Wassilko-Serecki. Eine Dokumentation. Zusammengestellt von Sándor Belcsák. In Qualität der Zeit. Tradition und Fortschritt der klassischen Astrologie, 48./51. Nummer. Wien: Publikationen der Österreichischen Astrologischen Gesellschaft.
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Klinckowstroem, G. von (1925): Erklärung. Psychische Studien, 52, 642. Moser, F. (1935). Der Okkultismus. Täuschungen und Tatsachen. Band I und II. München: Ernst Reinhardt. Mulacz, P. (1995). Oscar R. Schlag. Journal of the Society for Psychical Research, 60, 263-267. Mulacz, P. (2001). „Postscript“ zu Oscar R. Schlag. http://parapsychologie.info/schlag.htm (nur online).
Mulacz, P. (2008). Im Rotlicht erhebt sich ein Taschentuch – und »Fragwürdigstes« geschieht im »Zauberberg«. Thomas Mann und die Parapsychologie. In Müller-Funk, W., & Tuczay, C.A. (Eds.), Faszination des Okkulten. Diskurse zum Übersinnlichen (S. 365-396). Tübingen: A. Francke Verlag.
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Osty, E., & Osty, M. (1933). Die unbekannten Einwirkungen des Geistes auf die Materie. Im Auszug übersetzt von Dr. G. Walther (München). Zeitschrift für Parapsychologie, 8, 145-157, 193-208, 263-278, 289-300.
Reichenbach, C. von (1852). Odisch-magnetische Briefe. Stuttgart & Tübingen: Cotta.
Richet, C. (1923). Grundriß der Parapsychologie und Parapsychophysik. Mit einem Geleitwort von Dr. A. Freiherrn von Schrenck-Notzing. (R. Lambert, Übers.) Stuttgart, Berlin & Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft.
Schrenck-Notzing, A. von (o.J. [1920]). Handlesekunst und Wissenschaft. (Reihe »Die Okkulte Welt« 20). Berlin: Johannes Baum Verlag.


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