Rezension zu Die verborgenen psychologischen Dimensionen der Finanzmärkte
Psyche, 68. Jahrgang, Heft 2, Februar 2014
Rezension von Delaram Habibi-Kohlen
Lesen Sie hier Auszüge aus der Rezension:
»Es gibt wichtige Bücher. Und es gibt Bücher, die dringend
notwendig sind. Ein solches ist dieses Buch, entstanden vor und
erschienen nach der Finanzkrise 2008, und es ist gut, dass es nun
auch in deutscher Sprache vorliegt. Hintergrund des Buches ist ein
Forschungsprojekt, in dem Tuckett 52 Interviews mit namhaften
Financiers in der ganzen Welt führte.«
»Wie Unbewusstes und Emotionales wirken und wie sich dies präzise
und detailliert beschreiben lässt, war bisher nicht Thema in den
Finanzwissenschaften – genau darum geht es Tuckett in seiner
›emotionalen Finanzwirtschaft‹.«
»Insofern ist das Buch grundlegend verstörend – denn es legt nahe,
dass wir uns weniger als jemals zuvor darauf verlassen können,
dass die Vermögensverwalter nebst denjenigen, die zur Kontrolle
eingesetzt sind, denen wir unsere Renten anvertrauen, wissen, was
sie tun. Möglicherweise dient es der Abwehr, wenn wir dabei
lässig abwinken und sagen, das wissen wir doch schon lange, und
uns dem Tagwerk hinter der Couch widmen.«
»Tuckett erliegt nicht der kurzschlüssigen Versuchung, ›die
Schuld‹ am immer häufiger drohenden Zusammenbruch der
Finanzmärkte den Interviewpartnern anzulasten. Vielmehr wendet er
sich den komplexen Verursachungsnetzen zu, die verantwortlich sind
für das ›emotionale Dilemma‹ und den häufig daraus resultierenden
gespaltenen ›seelischen Zustand‹ derjenigen, die in Finanzanlagen
investieren, sowie die damit zusammenhängende Instabilität des
Marktes.«
»Auch wenn die Gliederung des Buches manchmal unübersichtlich ist
und Tuckett sich gelegentlich in den vielen Details zu verlieren
scheint, so ist sein Buch eminent hilfreich und lesenswert. Es ist
nicht nur ein Buch über die Finanzkrise. Es ist auch ein Buch
über die Zivilisationskrise der westlichen Gesellschaft, und es
zeigt uns, wie Psychoanalytiker damit umgehen können: indem sie
präzise analysieren.«
Die vollständige Besprechung finden Sie im digitalen
Klett-Cotta-Archiv der Psyche:
www.volltext.psyche.de