Rezension zu Schönheit und Konflikt

Psyche, 68. Jahrgang, Heft 2, Februar 2014

Rezension von Matthias Oppermann

Lesen Sie hier Auszüge aus der Rezension:

»In der Einleitung wird deutlich, dass der Autor ein ehrgeiziges Projekt in Angriff genommen hat. Er stellt eine Theorie für die Bandbreite ästhetischer Erfahrungen vor, die nicht nur das Schöne, sondern auch Konflikt und Verletzung umfassen, die nicht nur in der Kunst, sondern auch im Politischen und sozialen Kontext angesiedelt sind.«

»Ausgangspunkt für Leikerts Überlegungen bildet das schamanistische Ritual, in dem die grundlegenden Komponenten ästhetischer Vorgänge beispielhaft deutlich werden. In schamanistischen Ritualen werde durch rhythmische Strukturierung ein Heraustreten aus gewohnten Identifizierungen ermöglicht, die eine Fusion mit der Natur und einer anderen Welt zum Ziel haben. Hier schlägt er den Bogen zum ästhetischen Prozess, in dem wir in einen Wahrnehmungsmodus gelangen, der nicht mehr sprachlich, sondern eher körperlich zu definieren sei.«

»Nach einem gut zu lesenden Exkurs über die Positionen der philosophischen Ästhetik kommt er zu einem Kernstück seiner Überlegungen, in denen er die ästhetische Erfahrung in einem semantischen System verortet, das er die kinästhetische Semantik nennt.«

»Diese theoretischen Überlegungen werden in dem Buch sehr schön anschaulich, wenn der Autor die kinästhetische Semantik am Beispiel der Musik, der bildenden Künste und der Literatur regelrecht durchdekliniert. Er entwickelt dabei eine Theorie, die erklärt, wie es möglich ist, dass ein Kunstwerk uns berührt.«

»So theoretisch dies alles klingen mag, Leikert schafft mit vielen Beispielen ein gut und spannend zu lesendes Buch, in dem er z.B. den ästhetischen Prozess des Films und von Kriminalromanen beschreibt oder den Erfolg der Marke Apple theoretisch plausibel zu erklären vermag. Hier öffnet sich das Buch hin zu soziologischen Prozessen, wenn er die Rolle des Ästhetischen in Ritualisierungen postreligiöser Gesellschaften beschreibt. Das Buch ist ein reicher Schatz von Gedanken, die, sinnfällig verbunden durch Wiederholungen und Rückverweise, mich als Leser in einen rhythmischen Bann gezogen haben, von dem ich mich aber immer wieder trennen konnte, um eigenen Verknüpfungen nachzugehen. Leikert liefert einen wichtigen Beitrag zur psychoanalytischen Kunstbetrachtung und eine einleuchtende Theorie dafür, was Künstler tun.«

Die vollständige Besprechung finden Sie im digitalen Klett-Cotta-Archiv der Psyche:
www.volltext.psyche.de

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