Rezension zu psychosozial 134: Die pränatale Dimension in der psychosomatischen Medizin

Rhein-Neckar-Zeitung / Nr. 2, Freitag, 3. Januar 2014

Rezension von Ingrid Salomon

Geprägt lange vor der Geburt
»Psychosozial« beleuchtet die Pränatalpsychologie

sal. Es sind nicht die ersten Lebensjahre, die einen Menschen am meisten prägen. Es sind – darin besteht Einigkeit zwischen Psychologen und Medizinern – die neun Monate der Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Lebensmonate. Entscheidend sind vor allem die ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft, wenn beim Embryo die Organe ausgebildet werden. Diese »fötale Programmierung«, so der Schweizer Körperpsychotherapeut Franz Renggli, stellt viele Weichen für Gesundheit und Krankheit im Erwachsenenalter. Im aktuellen Heft der Zeitschrift »Psychosozial« gehen Mediziner und Psychologen diesen Zusammenhängen nach, Schwerpunktthema ist »Die pränatale Dimension in der psychosomatischen Medizin«.

Herausgegeben von dem Heidelberger Psychoanalytiker Ludwig Janus sind die Aufsätze eine spannende Lektüre für alle, die sich für psychosomatische Krankheitsbilder und Psychotherapie im weitesten Sinne interessieren. An verschiedenen Fallbeispielen schildert Renggli beispielsweise, wie sich Traumatisierungen der Eltern im Kind als Krankheit manifestieren können. Die klinische Psychologin Ofra Lubetzky stellt in ihrem Artikel einfühlsam und einleuchtend dar, mit welcher Hypothek Frühgeborene auf die Welt kommen: Sie sind nicht nur klein, hilflos und oft an der Grenze des Lebens, auch die Zeit im Brutkasten und der oft instabile körperliche und psychische Zustand der Mutter können Ursache für Entwicklungsrisiken sein. Auch die psychosomatischen Aspekte einer künstlichen Befruchtung und einer durch Wehenmittel unterstützten Geburt werden in einem Artikel aufgezeigt. Denn mag es medizinisch auch geboten sein, spurlos geht dieses Eingreifen an keinem Kind vorüber.

Info: Ludwig Janus (Hg.) Psychosozial Nr. 134, Die pränatale Dimension in der psychosomatischen Medizin, Heft IV, 2013, 144 S., 19,90 Euro, ISBN 0171-3434. Zu bestellen im Internet unter www.psychosozial-verlag.de

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