Rezension zu Blindes Vertrauen
ZPol 1/06 165 Rubrik 2.24
Der Autor nimmt die Entwicklung nach dem 11. September zum Anlass,
um die Psychologie von Großgruppen zu untersuchen. Volkan ist
emeritierter Professor für Psychologe der Universität Virginia und
hat außerdem Erfahrung mit der Betreuung im Bereich der Diplomatie.
Sein psychoanalytischer Zugang steht im Vordergrund der tendenziell
populärwissenschaftlichen Untersuchung, die grundsätzlich
Ähnlichkeit mit Lembergs Ideologieansatz hat.
Das Buch gliedert sich in vier Teile. Im ersten behandelt Volkan
die Großgruppenpsychologie allgemein in Form der
Konstruktionselemente der Identität, des Verhaltens unter einer
Bedrohung und der gruppenbildenden Rituale.
Im zweiten Abschnitt erläutert er den Sonderfall
fundamentalistischer religiöser Gruppen. Darauf folgt die
Darstellung der ambivalenten Beziehung zwischen politischen Führern
und ihren Anhängern.
Zuletzt soll am Beispiel Albaniens die weit reichende Wirkung
kollektiver Angst veranschaulicht werden. Auf diesem Weg will der
Autor zeigen, wie die Massenmanipulation durch Führer, die in einem
Zustand der Bedrohung besonders wirksam sei, ungeheure Gewalt
lostreten könne. Der Ansatz, den Terrorismus als Fall allgemeiner
Großgruppenmechanismen zu verstehen, ist viel versprechend, sodass
die interdisziplinäre Auseinandersetzung für Politikwissenschaftler
wichtig ist.
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