Rezension zu Die leere Couch (PDF-E-Book)
Psyche, 67. Jahrgang, Heft 11, November 2013, S. 1158–1161
Rezension von Thomas Auchter
Auszüge aus der Rezension:
»Es kommt nicht so oft vor, dass mich ein Buch dermaßen fesselt,
dass ich es in einem Rutsch von vorne bis hinten durchlese. Mit der
›leeren Couch‹ ist es mir so gegangen, vielleicht auch, weil ich
›Betroffener‹ bin: dieses Jahr erreiche ich das allgemeine
Rentenalter.«
»Gabriele Junkers, die sich seit den neunziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts mit Fragen des Alterns befasst, legt hier
als Herausgeberin einen Sammelband vor, der eigentlich längst
überfällig ist, der ein ›bis jetzt weitgehend vernachlässigtes und
heikles‹ (Marino, S. 205), zentrales Problem thematisiert und der
in die Hand jedes verantwortlichen Psychoanalytikers – aus
sprachökonomischen Gründen verwende ich durchgängig die männliche
Form, dabei sind die Frauen immer mitbedacht – gehört. Denn jeder
von uns ist unausweichlich später oder früher davon tangiert.«
»Wenn man Gabriele Junkers und den internationalen Autoren und
Autorinnen, die zu diesem verdienstvollen Buch beigetragen haben,
folgt, dann gibt es unter Psychoanalytikern eine verbreitete Abwehr
der Begrenztheit des Lebens, der Möglichkeit, zu erkranken, und
eine starke Verleugnung der Sterblichkeit (S. 36, 120). Dafür
spricht auch die geringe bisherige psychoanalytische Literatur zu
diesem für uns alle unvermeidlichen und wichtigen
›unaussprechlichen‹ Thema.«
»Im Bezug auf das Älterwerden des Analytikers, die Veränderung
seiner Praxis (z.B. mehr niederfrequente Therapien oder
Kurztherapien, eher Supervisionen) kann es keine generellen,
allgemeinverbindlichen Regeln geben. Viele der Beiträger sprechen
sich deshalb für individuelle, ›personenabhängige‹ (Quinodoz, S.
52, 54) Lösungen der Praxisreduzierung oder -aufgabe aus.«
»Der ganze Themenkomplex wird eingeordnet in die Entwicklung des
modernen Zeitgeistes und die Rück-Entwicklung der Psychoanalyse.
Insofern betrifft die ›leere Couch‹ nicht nur individuell jeden
Psychoanalytiker, sondern erweist sich auch als kollektives
Phänomen von Zeitläufen, in denen Informationsüberflutung,
Massenkultur, Traditionsauflösung (z.B. Familie), Illusionen,
ständige Beschleunigung, kurzfristige Erregungen und schnelle,
symptomorientierte Leidensbeseitigung (Eizirik, S. 218 ff.)
dominieren.«
Die vollständige Besprechung finden Sie im digitalen
Klett-Cotta-Archiv der Psyche:
www.volltext.psyche.de