Rezension zu Nähe Verbot Ordnung
Psyche 7/2013
Rezension von Herman Westerink
Lesen Sie Auszüge aus der Rezension:
»Und obwohl Freud sich dessen bewusst war, dass die Vaterfunktion
unsicher geworden war, bekräftigte er mit dem Ödipuskomplex den
väterlichen Diskurs noch ein letztes Mal. Seither haben sich,
bedingt durch die Trennung von Sexualität und Reproduktion und
durch die Liberalisierung des Geschlechterverhältnisses, aus der
bürgerlichen Kleinfamilie neue Beziehungskonstellationen und damit
neue Formen der Nähe und Intimität entwickelt (z.B. in
Patchwork-Familien).«
»Die Autoren des Bandes ›Nähe Verbot Ordnung‹ widmen sich den
Fragen nach zeitgenössischen genealogischen Verstrickungen,
Konflikten und Praktiken und nach den Möglichkeiten einer
integrativen psychoanalytischen Perspektive auf die Unterschiede
zwischen den Geschlechtern und die symbolischen Funktionen
innerhalb der neuen Beziehungsmodelle. Jenseits des
Ödipuskomplexes geht es um die Suche nach Konzepten zur
Beschreibung postmoderner Beziehungen und Verwandtschaften. Irene
Berkel führt den Leser hervorragend in diese komplexe Thematik ein
und betont, dass der Missbrauchsdiskurs dem Wandel des
Generationenverhältnisses und der Machtverschiebungen im
Geschlechterverhältnis Ausdruck verleiht.«
»Die Beiträge in diesem Band stellen zu Recht und auf
hervorragende Weise die Universalität des Ödipuskomplexes als
Ausdruck einer zeitgenössischen patriarchalen bürgerlichen Kultur
in Frage. Das bedeutet freilich, dass diesem Komplex eine neue
Bedeutung zugemessen wird: der Ödipuskomplex ist eine der
möglichen Rationalisierungen der Spannungen und Bindungen zwischen
den Erfahrungen des Kindes und denjenigen der Erwachsenen in einem
bestimmten kulturellen Kontext.«
Die gesamte Rezension findet sich im digitalen Klett-Cotta-Archiv
der Psyche:
www.volltext.psyche.de