Rezension zu Die Selbstverbesserung des Menschen
Ethica 21 (2013) 2, 192
Rezension von Viola Schubert-Lehnhardt
Borkenhagen, Ada / Brähler, Elmar: Die Selbstverbesserung des
Menschen: Wunschmedizin und Enhancement aus medizinpsychologischer
Perspektive
Das Buch enthält 12 Beiträge zu einem hochbrisantem Thema – dem
Wunsch und der Realität nach Verbesserung des Menschen. Diese
Thematik wird fokussiert auf die Frage: Handelt es sich bei den
gegenwärtigen Angeboten des medizinisch-technischen Enhancements
nur um eine Fortsetzung kulturell vertrauter Formen der
Körperverschönerung und -verbesserung oder ist nicht vielmehr
eine neue Qualität menschlicher Selbstverbesserung erreicht – und
diese nicht nur bezogen auf den Körper, sondern auch auf die
kognitiven Fähigkeiten?
Der ausführliche geschichtliche Rückblick auf zentrale
Argumentations- und Rechtfertigungsstrategien z.B. des
Dopingdiskurses wird dabei stets mit gegenwärtigen
gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskursen zu
Neuroenhancement verbunden. Konsequenzen dieser Eingriffe auf unser
Selbstbild werden ebenso ausgeführt wie der zahlenmäßige Anstieg
von Verschreibung und Verbrauch von Psychostimulanzien in den
letzten 20 Jahren. Umfangreich werden nicht nur Pro- und
Contra-Argumente vorgestellt, sondern auch der Begriff Enhancement
selbst wird nochmals zur Disposition gestellt und es wird auf
Risiken bzw. notwendige Folgenabschätzungen bei wissenschaftlichen
Entwicklungen eingegangen.
Während sich der erste Teil des Buches ausführlich dem kognitiven
Enhancement widmet, befasst sich der zweite mit körperlichen
Veränderungen – und den veränderten Motiven für diese. War bis
dato ein subjektiv empfundener Mangel das Motiv für
schönheitsmedizinische Eingriffe, schreiben Borkenhagen und
Brähler, so ist es heute eher die »Tatsache des Gemachten« –
»simply to look done«. Alle Techniken (angefangen von PID über
Schönheits-OPs bis hin zu Körperhaarentfernung, Piercings und
Tatoos) haben den »Sprung vom Rand in die gesellschaftliche Mitte«
geschafft. Auch in diesen Beiträgen wird der Körper als
Ausdrucksmittel eigener Individualität diskutiert.
Die Darstellung besticht nicht nur durch die Breite der
einbezogenen Möglichkeiten und die Beschreibung der jeweiligen
historischen Entwicklung dieser einzelnen Techniken, sondern auch
durch eingebundene aktuelle Umfrageergebnisse zur Akzeptanz bzw.
bereits vorhandenen Nutzung dieser Methoden in Deutschland.
Viola Schubert-Lehnhardt, Halle