Rezension zu Supervision

ÖVS-News. Österreichische Vereinigung für Supervision 2/2013

Rezension von Walter Schuster

Supervision
Traditionslinien und Praxis einer reflexiven Institution

Politische und gesellschaftliche Aspekte spielen eine zentrale Rolle in der Darstellung supervisorischer Traditionslinien bei Katharina Gröning. Theoretische und praxisbezogene Entwicklungsstränge entfaltet Gröning gut nachvollziehbar anhand einer Interviewauswertung mit Gerhard Leuschner und Wolfgang Weigand sowie umfassender wissenschaftstheoretischer Bezüge. Diese nimmt sie u.a. bei Foucaults Gouvernementalitätsansatz, bei Bourdieu, bei Martha Nussbaums neuhumanistischer Philosophie, dem reflexiven Denken bei Dewey, bei Bion oder dem Modell der Just Community und der Theorie des moralischen Urteils des Moralpsychologen Lawrence Kohlberg.

Den Fokus richtet Gröning auf die reflexive Tradition von Supervision und geht dabei auch auf den Stellenwert und die aktuelle Bedeutung einer reflexiven Supervision ein, die, wie sie aufzeigt, schon seit längerem einem Verdrängungsprozess unterliegt. Reflexive Supervision leitet Gröning von psychoanalytischen Ansätzen, der soziologisch reflexiven Aufklärung sowie vom Neuhumanismus her und arbeitet auch die Gegensätze zu behavioristisch-systemischen, personenzentriert-systemischen und klientenzentrierten Ansätzen heraus.

Supervision als reflexive Institution argumentiert Gröning als politisch reflexive Aufklärung, nicht im Sinne von helfend/verstehend sondern eben aufklärend. Zentrales Element der Reflexivität ist dabei, in Anlehnung an Bordieu, die Bereitschaft zum Bruch. Und: Reflexive Supervision schließt die kritische Reflexion der eigenen Disziplin ein.

Mit diesem Buch liefert Gröning in gut lesbarer Form viele Anregungen für die eigene supervisorische Tätigkeit, zur Reflexion der eigenen Haltungen sowie des eigenen Verständnisses als Supervisorin/Supervisor und stellt so manche der gegenwärtigen Mainstreamkonzepte in Frage.

Walter Schuster

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