Rezension zu Obskure Differenzen
WeiberDiwan. Die feministische Rezensionszeitschrift. Sommerausgabe 2013
Rezension von Susanne Schweiger
Freundinnen der Psychoanalyse
Seit Beginn der Frauenforschung, dann der Feministischen Forschung
und Theoriebildung, jetzt der Genderforschung gab es viel
Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse. An prominenter Stelle sei
hier Juliet Mitchell genannt, auf die auch in diesem Sammelband an
erster Stelle eingegangen wird. »Viel an patriarchalen Substraten«
musste bearbeitet werden, aber das »Abtragen des
phallogozentristischen Substrates« war und ist auch produktiv.
Zentral für die Autorinnen (Anna Babka, Marlen Bidwell-Steiner,
Beate Hofstadler, Ortrun Hopf, Ulrike Kadi, Brigitta Keintzel, Eva
Laquièze-Waniek, Susanne Lummerding, Juliet Mitchell, Wolfgang
Müller-Funk, Alice Pechriggl, Ilka Quindeau und Alenka Zupančič)
ist eine zeitgenössische Rezeption und Diskursivierung der
Psychoanalyse freudscher und lacanscher Prägung. Dies zeigt, dass
die Psychoanalyse – gegendert – auch heute noch Relevanz hat und
selbst die – mittlerweile »abgetragenen« – freudschen Ansätze noch
aktuell sind. Aktualisiert und weitergedacht wird in den Bereichen
Theorie, Ethik, Politik und Praxis. Die Beiträge widmen sich ganz
unterschiedlichen Aspekten, unter anderem der Einbeziehung der
Geschwisterebene, der Subjektkonstitution, der Vergeschlechtlichung
des Subjekts, dem Genießen und der sexuellen Differenz als
ontologische Frage. Der Band ist hoch theoretisch und sehr
elaboriert und somit für ExpertInnen der Theorie der Psychoanalyse
geeignet, von einer Praxis erscheint er mir jedoch weit
entfernt.