Rezension zu Obskure Differenzen
Missy Magazine #2/2013
Rezension von Tim Süttgen
Obskure Differenzen
Seit Langem unterhalten die Psychoanalyse und der Feminismus eine
komplizierte, aber produktive Freundschaft. Künstlerinnen wie
Louise Bourgeois und Theoretikerinnen wie Julia Kristeva oder Luce
Irigaray arbeiteten sich kritisch und leidenschaftlich an
psychoanalytischen Theorien ab. Diese Auseinandersetzung hatte auch
Einfluss auf die Gender und Queer Studies, etwa auf Butler oder de
Lauretis. Wenn die »Obskure Differenzen«-Herausgeberinnen Marlen
Bidwell-Steiner und Anna Babka jetzt von einer besonderen
Notwendigkeit einer Begegnung sprechen, scheint dies nicht falsch –
allerdings ist es auch nicht so, als wäre das nicht bereits
geschehen. Sei’s drum. In zwölf Texten arbeiten sich fähige
AutorInnen durch psychoanalytische Begegnungen mit dem Kino und dem
Begehren, den Fragen der Religion, der lesbischen Sexualität und
natürlich den Fragen des Geschlechts. Auch Dialoge zwischen einer
der bekanntesten Theoretikerinnen, Melanie Klein, und dem jüdischen
Philosophen Emmanuel Levinas finden Platz in diesem Band. Das
Material hat allerdings eine spezialistisch anmutende Komplexität
und bietet deshalb vor allem Insiderlnnen einiges. Tim Stüttgen
Marlen Bidwell-Steiner, Anna Babka (Hg.) »Obskure Differenzen –
Psychoanalyse und Gender Studies/ Psychosozial-Verlag, 272 S.,
24,90 Euro.