Rezension zu Obskure Differenzen (PDF-E-Book)
Frauensolidarität 124
Rezension von Jule Fischer
OBSKURE DIFFERENZEN
Psychoanalyse und Gender Studies
In diesem Band stehen sich zwei Disziplinen gegenüber, deren
spannungsgeladenes Verhältnis immer wieder zu lustvollen
Produktionen führte, wie die Beiträge dieses Buches allesamt
zeigen. Theoretiker _innen und Praktiker _innen von Psychoanalyse
und Gender Studies/Queer Studies begeben sich in die Obskurität,
die die Psychoanalyse aufwirft, geht es um Geschlechterdifferenzen.
Melancholie, Fetisch, Libido – werden in den Beiträgen von Ilka
Quindeau, Ortrun Hopf u.a. re- und gegengelesen und entziehen der
Psychoanalyse sukzessive ihren phallogozentrischen Bodensatz.
So erläutert Juliet Mitchell die zugunsten der Konstruktion der
vertikalen Eltern-Kind-Beziehung vernachlässigte Bedeutung der
traumatischen Geschwister-Beziehungen und mit dem negativen Ödipus
eröffnet Alice Peschriggl der Sex-Gender-Kombination völlig neue
Wege. Auch feministische Freud-Relektüren werden einer kritischen
Analyse unterzogen. Eva Laquieze-Waniek etwa zeigt, wie
problematisch Butlers Relektüre des Ödipusdenkens politisch für das
Denken von Homosexualität ist.
Das Wagnis Intersektionalität gelingt hier, weil das ,,QueEren von
Phantasmen" (Lummerding) ernst genommen wird und jede Konstruktion
von Bedeutung, nicht nur die von Geschlecht, ihrer Eindeutigkeit
entrissen und in die unaufhebbare Uneindeutigkeit von queer
überführt wird.
Jule Fischer