Rezension zu Narzissmus und Melancholie

Psyche 6/2013

Rezension von Wolfgang Hegener

Lesen Sie Auszüge aus der Rezension:

»Dieses Buch will explizit kein systematisches Lehrbuch und schon gar kein behandlungstechnisches Manual sein, sondern beansprucht ganz zu Recht, in mehreren Anläufen und unter verschiedenen Perspektiven die Psychodynamik und spezielle Problematik depressiver und narzisstischer Erkrankungen (in ihrem Zusammenwirken) zu erfassen.«

»In einem originellen Ansatz verbindet Trimborn zur Erklärung der pathologischen Prozesse integrierend verschiedene psychoanalytische Perspektiven und gestaltet sie schlüssig zu einem Gesamtansatz aus. Ausgehend von Freuds früher Beschreibung und Deutung melancholischer Vorgänge und unter Zuhilfenahme weiterer Ansätze (E. Jakobson, A. Green, Winnicott, Lacan, Racamier, Glasser und viele mehr) bietet der Autor einen theoretischen Bezugsrahmen an, um die recht vielfältigen depressiven Erscheinungsbilder zu verstehen und sie systematisch in einen Zusammenhang mit narzisstischen Störungen zu setzen.«

»Trimborn kann, ausgehend von diesen Überlegungen, zu einer wichtigen Präzisierung kommen: Entscheidend ist nicht allein die gestörte
Objektbeziehung oder das Trauma des Objektverlustes, sondern ›die
Verleugnung des Objektversagens bzw. des Objektverlustes durch die melancholische Auslöschung des Ichs‹.«

»Besonders erhellend ist etwa das, was Trimborn zum analytischen Rahmen zu sagen hat. Um den beschriebenen Entwicklungsvorgang zu ermöglichen, ist es wichtig, dass der Analytiker einen Raum schafft und aufrechterhält, den die Analysanden für ›einen selbstorganisierenden Prozess und kreative Neuentscheidungen‹ nutzen können.«

»Wie fruchtbar dieser Ansatz ist, zeigt sich schließlich auch anhand der subtil interpretierten Literatur und Filme, die Trimborn gleichsam als klinisches Material benutzt und wie Behandlungsverläufe liest.«

»Erst die Erfahrung intensiver, lang andauernder und zum Kern der Störung vordringender analytischer Behandlungen, die unausweichlich und notwendig mit emotionalen Stürmen verbunden ist, schafft die Grundlage einer Theoriebildung, wie sie uns Trimborn in seinem Buch vorstellt. Nur durch das strikt methodische Vorgehen der Psychoanalyse, das durch nichts zu ersetzen und einmalig gegenüber jeder anderen Form der Erfahrungsbildung ist, ist letztlich ein Fortschritt in der Theorie möglich. Er verdankt sich dem alten und vielfältig geschmähten Junktim von Forschen und Heilen, dessen Aktualität uns Trimborn in beeindruckender Weise in seinem Buch vergegenwärtigt.«

Die gesamte Rezension findet sich im digitalen Klett-Cotta-Archiv der Psyche:

www.volltext.psyche.de

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