Rezension zu Burnout
www.socialnet.de
Rezension von Prof. Dr. Werner Reiners-Kröncke
Theo R. Payk: Burnout. Basiswissen und Fallbeispiele
Thema
Payk führt in seiner Einführung aus, dass Burnout-Erkrankungen in
einer Studie des Robert-Koch-Institutes zur Gesundheit Erwachsener
in Deutschland einen Anteil von 4,2 % ausmachen (5,2 % weiblich,
3,8 % männlich). Die Mittelschicht ist mit 5,8 % stärker betroffen
als Angehörige des sogenannten Prekariats mit 2,6 %, Häufungen
zeigen sich im vierten Lebensjahrzehnt. Ein steigender Gesamttrend
darf trotz noch erforderlicher Überprüfungen angenommen werden.
Inzwischen hat sich ein Deutscher Bundesverband für
Burnout-Prohphylaxe und Prävention gegründet, der der ohnehin in
schweren Gewässern rudernden Gesundheits- und Sozialpolitik ein
weiteres Problem beschert, welches Betroffene vom Vorwurf der
Arbeitsscheu und Drückebergerei entlastet und den Gesundheitsmarkt
mit neuen therapeutischen Anbietern und Angeboten erweitert (vgl.
Payk, 2013, S. 7).
Entstehungshintergrund
Der Autor behandelt das Thema als Psychiater und Psychotherapeut,
der Medizin, Psychologie und Philosophie studierte. Er baute das
psychiatrische Zentrum der Universität Bochum mit auf, arbeitete an
einer Klinik in Düsseldorf und betätigt sich heute als Dozent,
Coach und Gutachter. Aufgrund dieses Hintergrundes dürfte der Autor
wissen, wovon er schreibt, dies wird in seinen (Fall-)Beispielen
aus eigener Praxis besonders deutlich.
Aufbau und Inhalt
Nach einer Einführung, die bereits ein plastisches Fallbeispiel
enthält, führt der Autor über die Behandlung der Themen »Was ist
Burnout« und »Wie erkennt man Burnout« weiter ins Thema. Bei der
Definition von Burnout weist er unter anderem darauf hin, dass das
Krankheitsbild in der ICD 10 (International Classification of
Diseases and Related Health Problems) (noch immer) vage formuliert
ist und als »Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung« beschrieben
wird. Trotz dieser eher nicht definierenden Aussage kann der Leser
dem Kapitel entnehmen, dass Burnout als »ein zunehmendes Empfinden
geistig-seelischer Erschöpfung nach länger anhaltender
(subjektiver) Belastung« (Payk, 2013, S. 17) bezeichnet werden
kann.
Burnout-Erkennung wird – mit Hinweisen auf die auch an anderer
Stelle in der Literatur zu findenden Merkmalen: anfänglich hohe
Motivation, Überarbeitung unter Missachtung der Erholung,
Ausblendung von Überforderung, Selbstzweifel, sozialer Rückzug,
Erschöpfung, innere Leere, private Probleme und psychosoziale
Beschwerden – ermöglicht. Insofern liefert Payk keine neuen
Erkenntnisse, reichert aber diese bekannten Merkmale mit
eingängigen (Praxis-)Beispielen an, die ein Erkennen in der Praxis
fördern.
Das vierte Kapitel »Burnout und Depression« vertieft das
Krankheitsbild der Depressionen, bleibt beim Burnout aber etwas an
der Oberfläche. Es findet sich der Hinweis, dass eine Depression
nicht aus vorangegangen Dauerbelastungen bzw. Überforderungen
abgeleitet werden kann (vgl. Payk, 2013, S. 46), und es weckt die
Aufmerksamkeit dafür, dass Burnout auch immer im Rahmen von
Depressionen zu betrachten und zu bewerten ist.
Nachfolgend werden die Ursachen von Burnout beschrieben. Dabei
werden berufliche (Über-)Belastungen (Zeitdruck,
Informationsdefizite, fehlende Führungskompetenzen usw.) genauso
benannt wie persönliche Merkmale (überzogenes Pflichtgefühl,
Ehrgeiz Verletzlichkeit, niedrige Frustrationstoleranz usw.). Es
fehlen nicht Hinweise darauf, dass es auch schützend Bedingungen
(hohe Gratifikation, Entscheidungsfreiheit, hohes Sozialprestige,
Besitz, Einfluss, Wichtigkeit usw.) gibt und das Phänomen des
Burnouts auch im privaten Bereich festzustellen ist. Auch hier
runden (Fall-)Beispiel die Ausführungen ab.
Abgerundet wird die Schrift durch kurze Hinweise auf die
Möglichkeiten etwas gegen Burnout zu tun. Dabei vernachlässigt der
Autor, trotz seiner therapeutischen und professionellen Sichtweise,
nicht, dass gute private Beziehungen, eine stabile Partnerschaft,
ein verlässlicher Freundeskreis und ein vertrautes soziales
Netzwerk wichtige »Stützen« gegen die Erscheinungsbilder des
Burnout sind.
Diskussion
Das Buch beschreibt in erfreulicher Kürze die wichtigsten
Erkenntnisse um das Phänomen Burnout, bedient sich einer
(allgemein) verständlichen Sprache ohne überhöhte
Wissenschaftsterminologie und »erfrischt« durch zahlreiche,
eingängige und gut gewählte Beispiele, die für Tranzsparenz und
Erkenntnis sorgen. Das Thema Depressionen und Burnout könnte mehr
»Trennschärfe« zeigen, die Hinweise zur Bewältigung von Burnout
könnten umfassender sein.
Zielgruppe
Aufgrund der Inhalte ist die Schrift hervorragend geeignet für
Menschen, die sich einführend mit dem Thema beschäftigen wollen und
grundlegende Informationen suchen. Menschen die Auswege finden
wollen, werden mit den Ausführungen alleine nicht »auskommen«, sie
sollten an anderer Stelle vertiefte Informationen suchen (oder auch
professionelle Hilfe in Anspruch nehmen).
Fazit
Payk legt mit seinem Buch »Burnout – Basiswissen und Fallbeispiele«
eine Schrift vor, die genau das liefert, was der Titel aussagt:
Basiswissen wird geliefert, Fallbeispiele machen dies Wissen
transparent und verständlich(er) und die »Schriftsprache« schreckt
nicht ab. Die Schrift darf nicht als Hilfe zur Lösung von
Burnout-Problemen verstanden werden (so versteht sie sich auch
alleine aufgrund des Titels nicht), liefert aber klare Hinweise zur
Erkennung und den Ursachen von Burnout. Bei Menschen, die sich
einführend und doch gründlich mit der Thematik beschäftigen wollen,
sollte das Buch im Bücherbestand nicht fehlen.
Rezensent
Prof. Dr. Werner Reiners-Kröncke
Dipl.-Päd./Soz.Arb. Vizepräsident a. D. der Fachhochschule Coburg.
Lehrte Pädagogik und Methoden der Sozialarbeit, insbesondere
Suchterkrankungen, Kriminalität und Sozialmanagement
www.socialnet.de