Rezension zu Revolution der Seele
Luzifer-Amor. Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse. 26. Jahrgang, Heft 51/2013
Rezension von Michael Schröter
George Makari: Revolution der Seele. Die Geburt der Psychoanalyse.
Aus dem Amerikanischen von Antje Becker. Gießen (Psychosozial)
2011, 648 Seiten. 49,90 Euro.
»Dieses Buch ist ein großer Wurf. Ich kenne keine andere derart
umfassende, lesbare und informierte Ideengeschichte der
Psychoanalyse.« So hat Ernst Falzeder in Heft 43 (2009) von
LUZIFER-AMOR die 2008 unter dem Titel Revolution in Mind
publizierte Originalfassung des hier angezeigten Werks
gewürdigt.
Man kann seinem Lob nur zustimmen – obwohl zu ergänzen bleibt, dass
sich die »Lesbarkeit« von Makaris Darstellung einem
narrativ-gestaltenden Zugriff verdankt; der weniger auf eine
getreue Wiedergabe belegbarer Sachverhalte als auf oft anregende,
aber doch eigenwillige Deutungen zielt (siehe meinen Essay »Glanz
und Elend einer großen Erzählung. George Makaris Geschichte der
Psychoanalyse«, der demnächst in der Psyche erscheint). Dass die
Erzählung 1938 endet, entspricht einem realen Epocheneinschnitt.
Die Gliederung in drei Teile, die der Entstehung »der Freud’schen
Theorie», »der Freudianer« und »der Psychoanalyse« gewidmet sind,
folgt den Thesen, die das Gesamtbild des Autors prägen: Bis 1905,
dem Erscheinungsjahr der Drei Abhandlungen, arbeitete Freud zwar im
Anschluss an andere Autoren, aber im Wesentlichen allein an der
Grundlegung seiner Lehre; bis zum Ersten Weltkrieg war das
dominante Thema die Einschwörung seiner Anhänger auf eine
gemeinsame Theorie und Praxis; danach löste sich das Feld von
seinem Begründer ab und wurde zu einer lebendig-produktiven
Disziplin von Berufsanalytikern. Die Durchführung dieser Thesen
ergibt eine reichhaltige, aufschlussreiche, auch zum Widerspruch
animierende Lektüre.
Allerdings: Die jetzt vorliegende deutsche Übersetzung ist kein
Ruhmesblatt für den Verlag. Man kann Interessenten nur raten, nach
dem glänzend geschriebenen Original zu greifen.
Michael Schröter (Berlin)