Rezension zu Einführung in die analytische Körperpsychotherapie
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Rezension von Bernd Kuck
Geißler, Peter/Heisterkamp, Günter: Einführung in die analytische
Körperpsychotherapie
Die analytische Körperpsychotherapie hat sich in den letzten 25
Jahren in Auseinandersetzung mit der Bioenergetik (W. Reich, A.
Lowen), Gestalttherapie (F. Perls), dem Psychodrama (J. Moreno) und
der Familientherapie und deren Aufstellungspraxis, aber auch mit
anderen künstlerischen Ausrichtungen entwickelt. Seit der
Ferenczi-Debatte in den später 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts
waren nicht nur therapeutische Elemente des körperlichen Ausdrucks
als Agieren verschrien, sondern galten vor allem Berührungen des
Körpers als äußerst gefährlich und standen Therapeuten oder andere
therapeutische Richtungen, die hierauf als therapeutisches Agens
setzten, unter Generalverdacht der Inseriosität oder innerhalb der
Psychoanalyse der Häresie. Man macht es sich allerdings zu einfach,
der klassischen Psychoanalyse den Vorwurf zu machen, sie würde den
Körper völlig vernachlässigen – dagegen spricht allein schon die
Tradition der sogenannten Psychosomatischen Medizin, die wesentlich
ihre Impulse der Psychoanalyse verdankt. Jedoch blieb der Körper in
der analytischen Therapie dem naturwissenschaftlichen Ideal der
Medizin verpflichtet, sich bei der Operation nicht störend durch
Bewegungen bemerkbar zu machen. In der Chirurgie wäre dies denn
auch fatal – aber in der Psychotherapie? Denkgewohnheiten zu
verändern braucht manchmal lange, zumal wenn der Therapeut sich
mühevoll und unter großem persönlichen und finanziellen Aufwand
etwas erarbeitet hat. Aber Sicherheiten können trügerisch sein. Und
wenn sich in der Psychotherapie, besonders in ihren Erfordernissen
für die Klienten, gesellschaftliche Entwicklungen abbilden, etwa
ein Mangel des Erwerbs basaler Erfahrungen der Berührung, des
Kontaktes, der Halt gebenden Begrenzung, der Mentalisierung des
Empfundenen, dann muss die therapeutische Kompetenz sich
weiterentwickeln. So ist denn die analytische Körperpsychotherapie
(Heisterkamp verwendet lieber den Begriff der »leibfundierten
analytischen Psychotherapie«) auch keine neue »Methode im Sinne
einer originären Erfindung, sondern eine organische
Weiterentwicklung psychoanalytischer Therapie mit einem erweiterten
Zugang zum Erleben: nicht nur über das sich aus dem verbalen
Austausch ergebende Beziehungsgeschehen, sondern auch über
körperliche und interaktive Wirkungszusammenhänge bzw.
Austauschprozesse« (S. 14f). Durch die Berücksichtigung des
leiblichen Erlebens – und das geht ungleich besser in der
leiblichen Aktion und Interaktion – wird der phantasmatische Raum
um den interaktionellen Raum erweitert, in dem verbal
Unausdrückliches in modellhaften Szenen überhaupt erst zur
Erscheinung kommt. Dabei wird implizites Wissen, das auch als
unbewusstes Leibwissen bezeichnet werden kann, erst eigentlich
sichtbar.
Der vorliegende Band ist eine gelungene Einführung in die komplexe
Thematik. Herausgeber und Autoren sind renommierte Vertreter der
analytischen Körperpsychotherapie, die auch an dem Lehrbuch der
Herausgeber (»Psychoanalyse der Lebensbewegungen«) mitgearbeitet
haben. In Kurzfassung werden Beiträge, die teilweise in dem
Lehrbuch ausführlicher zu finden sind, präsentiert, die eigentlich
Lust machen, sich nun auch an das Lehrbuch zu wagen. Kennt man es,
findet sich im vorliegenden Text nicht wirklich Neues. Für einen
ersten Einstieg in die Materie – und das ist ja mit einer
»Einführung« intendiert – eignet sich das Buch hervorragend.
Bonn, Februar 2013
Dipl.-Psych. B. Kuck
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