Rezension zu Spielräume des Erlebens
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Rezension von Cornelia von Kleist
Diana Pflichthofer: Spielräume des Erlebens
Thema
Die Autorin stellt in diesem Buch essenzielle Überlegungen zu der
therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Patienten dar: Wie und
warum Patienten, die oft schon als Kleinkinder »ihre Gefühle
abschalten mussten, um zu überleben« (S.107), gerade durch eine
psychoanalytische Therapie ihre »emotionale Anästhesie« aufheben
und Spielräume des Erlebens im vollen Sinn (wieder) finden können?
Psychoanalyse gilt ja nicht gerade als Therapie der Wahl für
Trauma-Patienten. Pflichthofer verweigert sich der Reduktion
traumatisierter Menschen auf ihr Trauma und der damit
einhergehenden Forderung nach einer rein störungsspezifischen
Therapie.
Aber sie weiß auch, dass das psychoanalytische Setting, wenn es zu
rigide verstanden und »eingehalten« wird, die Gefahr in sich birgt,
Patienten erneut zu traumatisieren, statt ihnen die
»Wiedergewinnung ihrer Subjektivität« (S. 133) zu ermöglichen.
Deshalb sucht sie nach Konzepten für die psychoanalytische Praxis,
in denen theoretisch besser gefasst werden kann, wie Psychoanalyse
das Nicht-fühlen-können solcher Patienten auflösen, einen Zuwachs
an »Lebendigkeit« mit sich bringen und sie »verwandeln« kann? Dabei
mag als leise Warnung dienen, dass Pflichthofers Überlegungen keine
leichte Lektüre bilden, wenn sie schon im Untertitel auf das
abstrakte Konzept der »Performanz« verweist.
Autorin
Dr. med. Diana Pflichthofer arbeitet als Psychoanalytikerin in
eigener Praxis sowie in der Ausbildung von Psychoanalytikern am
Ausbildungsinstitut der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft
in Hamburg. Dieses Buch lässt sich als Arbeitsbericht über die
Entwicklung ihres eigenen Denkens in der Auseinandersetzung mit dem
Denken anderer lesen und als Bildung einer eigenen Position in der
Psychoanalyse. Es ist wohltuend, wenn jemand so deutlich nicht
abschreibt, hat vielleicht aber auch eine Kehrseite: Pflichthofer
liest nicht nur viel, sondern auch aus unterschiedlichen Gebieten,
neben der Psychoanalyse vor allem aus der Sprachphilosophie und
philosophischen Ästhetik. Angeregt dazu haben sie deutlich Wulf
Hübner, der am selben Institut lehrt und als studierter Philosoph
immer wieder Verbindungen zwischen beiden Gebieten aufzeigt und
Léon Wurmser, der enzyklopädisch gebildete Gelehrte unter den
zeitgenössischen Psychoanalytikern. Er hat für dieses Buch das
Vorwort verfasst. Wenn ich im Folgenden versuche, die Gedankengänge
der Autorin nachzuvollziehen, kann es sein, dass mir manches, was
ihr an Bezügen zu anderen Gebieten wichtig wäre, entgangen ist.
Inhalt
In ihrer Einleitung »Psychoanalyse zwischen Sinnkonstruktion und
unmittelbarer Gegenwärtigkeit« sowie im Kapitel I »Performanz« baut
Pflichthofer den theoretischen Rahmen für ihre Darstellung der
»Zusammenhänge von sprachlicher und leiblicher Dimension der
Psychoanalyse« (S. 25) auf. Die entscheidende Rolle der »sinnlichen
Präsenz« (S. 49) von Patient und Analytikerin in den Sitzungen (sie
verwendet durchgängig diese Formulierung, meint aber andere
Geschlechterkombinationen mit) bleibt ungedacht, wenn wir die
psychoanalytische Tätigkeit allein auf das »Deuten« reduzieren. Das
wäre so, als würden Patienten in ihren freien Assoziationen einen
zunächst unverständlichen Text hervorbringen, den es dann
hermeneutisch so zu (re-)konstruieren gilt, dass am Ende ein
»Narrativ«, eine sinnvolle und für den Patienten erträgliche
Lebensgeschichte, steht. Das geschieht zwar auch, wenn der
psychoanalytische Prozess gelingt, aber eben nicht nur.
Pflichthofer ersetzt, analog zu anderen Kulturwissenschaften, das
linguistische Paradigma durch einen »performative turn« (S. 40) und
begreift die psychoanalytische Kur als gemeinsame »Aufführung«, als
»performance«, von Analytikerin und Patient.
Was gewinnt sie damit für die Theorie? Vor allem einen Ort, um die
Aktivität der Analytikerin mit ins »Spiel« zu bringen und »die
Macht des Prozesses, in dem eine neue soziale Wirklichkeit
geschaffen wird, (wieder) zu entdecken« (S.50). Theoretisch haben
seit der berühmten Spiegel-Metapher Freuds behandlungstechnische
Regeln meist zum Ziel gehabt, den Anteil an »neuer« sozialer
Wirklichkeit durch die Therapie möglichst gering zu halten und
diese als »leeren« Raum zu gestalten, in dem sich die Übertragungen
von Patienten dann ungehindert entfalten sollen. In ihrem Buch von
2012 zu den »Spielregeln des Psychoanalyse« zeigt Pflichthofer
detailliert auf, wie viel Unglück in und an der Psychoanalyse aus
diesem Selbstmissverständnis erwachsen ist; aber auch, dass und wie
Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker oft etwas anderes tun,
als sie behaupten und selber glauben und dass sich gerade aus
solchen Regelbrüchen Heilungsprozesse entwickeln können.
In Übereinstimmung mit »relationalen« Ansätzen (u.a. Mitchell,
Benjamin, Ogden) in der Psychoanalyse betont sie schon hier »das
beiderseitige Verwickeltsein … als Teil einer ästhetischen
Erfahrung, die es uns ermöglicht, uns lebendig zu fühlen« (S.66).
Ihre Anerkennung des gegenseitigen Affizierens im
psychoanalytischen Prozess hat aber nichts mit einem Auflösen der
unterschiedlichen Rollen zu tun, etwa im Sinn von Selbsteinbringung
der Therapeutin oder mutueller Analyse im Sinne Ferenczis; vielmehr
betont Pflichthofer die Asymmetrie der psychoanalytischen Beziehung
und definiert Psychoanalyse ganz klassisch und in Abgrenzung zu
anderen Praxisformen als »systematische Analyse der Übertragung in
der Beziehung zum Analytiker« (Zitat Herold/Weiß, S.56). Der
Patient kommt, um Gehör zu finden für das Leiden, das ihm in der
Kindheit widerfahren ist, aber er verfügt nur über ein »Rudiment,
welches zum Teil aus ›Text‹, zum Teil aus sinnlichen Eindrücken,
Gerüchen und Geräuschen besteht« (S. 83). Allein kann er daraus
keine gute »Inszenierung« gestalten; vielmehr ist er auf seine
Analytikerin angewiesen und sie dafür verantwortlich, dass alle für
ihn bedeutsamen Figuren – das traumatisierte Kind, die Introjekte,
das verborgene »wahre Selbst« (nach Winnicott) – erscheinen und
auftreten können. Und zwar so, dass die gemeinsame »Aufführung« den
Patienten, der sich aus Not unerreichbar und für seine reale,
sinnliche Umwelt »taub« gemacht hatte, emotional berührt und ihn
schließlich in ein (mit-) fühlendes Wesen (zurück-)verwandelt. Dass
eine bedeutsame Beziehung im Subjekt Verwandlung hervorruft, d.h.
den ganzen Menschen so ergreift und verändert, wie es sich sonst
nicht ereignen würde, hat für die Psychoanalyse C. Bollas (»Der
Schatten des Objekts«, dt. 1997) ausgearbeitet. Auch wenn der
Patient quasi das Skript für das gemeinsame Spiel mitbringt und
vorgibt, kommt ein heilsamer psychoanalytischer Prozess nur
zustande, wenn beide, »Analysand und Analytikerin die Fähigkeit
besitzen, ästhetische Arbeit zu leisten, d.h. sich verwandeln zu
lassen. Die Analytikerin allerdings muss in dieser Fähigkeit ihrem
Analysanden vorausgehen, auch das gehört zur psychoanalytischen
Asymmetrie. Sie muss sich verwandeln, sich psychisch berühren und
affizieren lassen und diese Verwandlungen, ein ums andere Mal
überleben, damit ihr Analysand seinerseits Mut fassen kann, sich
verwandeln zu lassen. Und das ist für den traumatisierten Patienten
kein leichtes Unterfangen, denn seine letzte ›Verwandlung‹, seine
letzte ›Verzauberung‹ bestand ja gerade in der Traumatisierung«
(S.88).
Pflichthofer beschreibt hier den Vorgang, den wir sonst
»containing« nennen, aber fasst ihn in Begriffen der Ästhetik als
allgemeiner Wahrnehmungstheorie; das II. Kapitel trägt den Titel:
»Aisthesis – Wiedergewinnung von Wirklichkeit und Subjektivität«.
Wie verändert diese Sicht ihr Konzept des psychoanalytischen
Prozesses? Zunächst geht es wohl darum, auch im Anschluss an W.
Hübners Arbeit mit der »Allgemeinen Verführungstheorie« von J.
Laplanche, unsere Triebausstattung nicht als individuell und
biologisch zu begreifen, sondern als sozial eingeprägt durch frühe
Wahrnehmungen. Dabei wird Wahrnehmung allerdings aristotelisch
gedacht, als »Bewegtwerden oder Erleiden, indem die jeweilige
Materie (oder das Subjekt) sich passiv, rezeptiv verhalten müsse,
um eine Form zu empfangen« (S. 102). Wahrnehmung wird nicht als
abhängig von der Hinwendung des Subjekts zur Außenwelt verstanden.
Vielmehr steht am Ursprung des Lebens für alle Menschen eine
»Verführung in dem Sinne, dass der andere (die Eltern, CvK) …
Vorrang hat und in jeder seiner Gesten (sprachlich und körperlich)
eine ihm selbst unbekannte Botschaft mitläuft, der sich der
›Empfänger‹ (das Kind, CvK)…nicht entziehen kann, d.h. er muss sie
zu entschlüsseln versuchen« (S. 93, Hervorhebung im Text). Diese
Botschaft prägt sich uns als »Form« ein, die wir nie wieder löschen
können. Pflichthofer scheut sich nicht und erläutert das
ausführlich in »Spielregeln der Psychoanalyse« (2012), im Anschluss
an L. Wittgenstein vom »Abrichten« zu sprechen, denn wir können uns
nicht dagegen wehren, selbst wenn dieser Vorgang, wie für einen
traumatisierten Menschen, vernichtend war. Das geschieht, wenn dem
Baby, das ganz auf die Wahrnehmung seiner primären Bezugspersonen
hin ausgerichtet ist, »eine Form … aufgezwungen und eingeprägt
wurde«, »die es ihm nicht mehr erlaubt hat, sich ihnen
anzugleichen, ohne sein Wesen zu verlieren, ohne seine
Individualität, seine Freiheit, sein Wünschen zu verlieren« (S.
107/S. 132, Hervorhebung im Text). Um sich gegen Wiederholung
solcher Vernichtung als Subjekt zu schützen, bleibt traumatisierten
Menschen oft nur, gar keinen gefühlshaften Eindruck mehr
zuzulassen; um den Preis, dass sie unfähig zu einer Verbindung mit
anderen, die sie bereichern und verwandeln könnte, geworden
sind.
Ich stimme Pflichthofer zu, dass jemand, der nur solche frühen
Erfahrungen gemacht hat, sich auch von einer Therapie nichts
erhofft und »dass es gewissermaßen kleinste Inseln an positiver
Erfahrung mit einem Objekt gegeben haben muss« (S. 125), um eine
psychoanalytische Beziehung eingehen zu können. Aber das geht nicht
gleich. Vielmehr drehen sich, wenn ich es richtig verstehe, für
Pflichthofer die Rollen von Analytikerin und Patient gleichsam um:
die Analytikerin ist zunächst die einzige, die wahrnehmen und sich
berühren lassen kann, ohne von Vernichtung bedroht zu sein, während
der Patient äußerlich »abstinent« bleibt. Er kann sie nur mit den
Gefühlen »affizieren«, die er selbst nicht fühlen kann und, wenn es
gut geht, sie dazu bringen, diese für ihn auszuhalten und zu
differenzieren. Vor dem »misstrauischen, verängstigten Kind« (S.
157), mit dem wir leichter mitfühlen, betreten dabei oft die
»Introjekte« des Patienten die therapeutische Bühne; sie versetzen
Analytikerin und Patient u.U. in »grausam-sadistische Positionen«
(S. 153). Bereitschaft und Fähigkeit zum Annehmen von
»Täterübertragungen« heben auch andere Autoren als notwendig für
psychoanalytisches Arbeiten mit Traumatisierten hervor (vgl.
Ehlert-Balzer, »Das Trauma als Objektbeziehung«, in: Forum der
Psychoanalyse, 12. Jg., 1996, S. 291 – 314). Für mich neu war
Pflichthofers Betonung von etwas, was man »Opferübertragung« nennen
könnte: dass die Analytikerin, wie der traumatisierte Patient, die
Erfahrung ihrer eigenen »Vernichtung« (als Analytikerin) machen,
dies anerkennen und mitteilen muss, damit er ihr glauben und
zunächst an ihrem Beispiel wahrnehmen kann, wie man so etwas
überlebt. Das geschieht z.B., wenn die Analytikerin aus der Rolle
fällt, etwa, weil sie nicht mehr erträgt, von ihrem Patienten so
wenig gesehen zu werden. Indem sie spontan z.B. mit Verletztheit
und Ärger auf den Patienten reagiert, zeigt sie ihm, dass sie das
psychoanalytische »Ideal des vollkommenen Containers« (Zitat
Benjamin, S. 166) nicht erfüllt. Sie fühlt wie er, wenn auch sehr
abgeschwächt, »die Scham des Opfers, die Selbstverurteilung und
Selbstverachtung angesichts des Überwältigtwerdens durch Gefühle.«
(S. 167).
Es liegt an ihr, ob aus dieser Erfahrung ein Neubeginn im Sinne M.
Balints (»Therapeutische Aspekte der Regression«, dt. 1970)
entstehen kann, indem »die Wiederholung durchbrochen wird und der
Analysand eine neue Geschichte mit einem neuen Objekt schreiben
kann« (S. 168). Das wird möglich, wenn die Analytikerin sich,
wieder und wieder, anders als die Primärobjekte ihres Analysanden
verhält: wo diese geleugnet haben, dass überhaupt etwas Schlimmes
geschehen ist, oder ihm selbst die Schuld daran gaben, übernimmt
sie die Verantwortung für ihr Ungenügen und erkennt an, wenn sie
ihren Patienten alleingelassen und ihm auch Schaden zugefügt hat.
Natürlich dürfen sich solche Szenen nicht zu oft ereignen und muss
die Analytikerin meistens ihre »Aufgabe« erfüllen, »den Inhalt und
die affektive Struktur der in der Übertragung dargestellten Szene
zu verstehen und in Worten auszudrücken.« (Zitat Holderegger,
S.157). Aber nur in solchen Momenten kann der Patient erfahren,
dass sich »Brüche« reparieren und »überleben« lassen und Vertrauen
in etwas entwickeln, was Benjamin das »moralische Dritte« und Ogden
das »analytische Dritte« nennt, »das Vertrauen in den notwendigen
Rhythmus von Bruch und Wiedergutmachung, in das Potential des
analytischen Dialogs und in die Suche nach Wahrheit« (S. 168).
Im III. Kapitel dieses Buches über die »Stimme(n) in der
analytischen Stunde« geht es m.E. um das »Dritte« in seiner
vorsymbolischen Form, so wie wir es als kleines Kind und in tiefen
regressiven Zuständen erfahren. Für den Analysanden ist »die Stimme
seiner Analytikerin über weite Strecken einziger konkreter
Anhaltspunkt ihrer Anwesenheit« (S. 194), aber diese Stimme kann
akustisch einen Raum schaffen, in dem der Analysand nicht ins
Bodenlose fällt; und zwar ohne direkte körperliche Berührung, die
traumatisierte Menschen oft gar nicht aushalten (S. 196). »Alle
beginnen wir unser Leben damit, dass wir auf den Klang, die
stimmlichen Melodien, die Prosodie der Sprache hören, lange bevor
wir das Reich der semantischen Bedeutungen betreten.« (S. 186)
Später bildet die Stimme eine Brücke oder »Schwelle« zwischen
Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit (S. 185), weil ihr Klang, d.h. ihre
sinnliche ästhetische Dimension, immer mitläuft und unsere
Wahrnehmung auch von diskursiven Inhalten färbt. Manchmal merken
wir erst nachträglich durch die Wahrnehmung eines »falschen«,
jedenfalls fremd klingenden Tons, dass nicht das Subjekt selbst
spricht, sondern jemand anders: »Indem die Analytikerin dem
Analysanden zuhört und sich durch ihn, seine Rede, seine
sprachlichen Gesten verwandeln lässt, wird ihre Stimme einen
bestimmten Klang annehmen, den ihr eigenen, den der inneren Objekte
des Analysanden oder den seiner eigenen, bisher stumm gebliebenen
Stimme.« (S. 208) Für Pflichthofer schaffen diese Stimmen zusammen
eine Atmosphäre, die auf den Analysanden »zurückwirkt« und er kann
sogar in einem »beruhigenden, tröstenden und warmen Tonfall« der
Analytikerin die Mutter finden und neu erleben, die er nie gehabt
hat. In diesem III. Kapitel kommt Pflichthofer in einer Art
Kreisstruktur sowohl auf das Konzept der Performanz wie auf die
Psychoanalyse als Präsenzphänomen zurück: in der Therapie kann der
Patient, vielleicht zum 1. Mal, seine eigene »wahre« Stimme hören
und sie identifizieren. Dadurch erst wird für ihn erkennbar, dass
er bisher mit einer »falschen« Stimme gesprochen hat und, wenn die
Therapie gelingt, findet er die Kraft, sich als traumatisiertes
Subjekt anzuerkennen, das aber nun von seiner Vernichtung Zeugnis
geben kann.
Diskussion
Ich habe die Gedankengänge Pflichthofers im Hinblick auf ihre
Arbeit mit traumatisierten Patienten so wiedergegeben, wie ich sie
verstanden habe. Dazu habe ich viele ihrer Inspirationsquellen
beiseite gelassen und die ästhetische Dimension ihres Arbeitens in
der Darstellung hinter der argumentativen zurücktreten lassen.
Deshalb will ich hier wenigstens anfügen, dass beim Lesen für mich
immer wieder die Phantasie auftauchte, dass Pflichthofer irgendwie
glücklich, umgeben von einem »Wust« von Büchern, die alle zu ihr
sprechen, schreibt. Sie begeistert sich, wie frappierend ähnlich
z.B. F. Schiller und D. W. Winnicott die Selbstvergessenheit im
Spiel loben (S. 114 – 118) oder wie genau P. Gehring den Verlust
der eigenen Stimme im Mythos von Narziss und Echo analysiert (S.
212 – 219). »Präsent« kann dieser Eindruck nur in einer eigenen
Lektüre werden.
Fazit
Die psychoanalytische Praxis stellt »Spielräume des Erlebens« zur
Verfügung, in dem sich für die Patienten »Spielräume des Erlebens«
erweitern oder neu öffnen können. Für mich bleibt dieses Buch, das
bereits 2008 erschienen ist, in doppelter Weise lesenswert: wegen
des einfühlsamen Portraits von Trauma-Patienten als traumatisierten
Menschen und wegen der differenziert vorgetragenen Darstellung der
aktiven Rolle der Analytikerin in der Therapie. Beides ist nicht
selbstverständlich und eignet sich zum Nach-Denken.
Rezensentin
Cornelia von Kleist
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