Rezension zu Körperkontakt (PDF-E-Book)
Zeitschrift für Heilpädagogik 12/2012
Rezension von Andrea Wanka
Renate-Berenike Schmidt, Michael Schetsche (Hg.): Körperkontakt
Schmidt und Schetsche greifen in ihrem Herausgeberwerk einen
fachwissenschaftlich wenig beachteten Bereich auf und schaffen
durch die Vielschichtigkeit der Beiträge einen umfassenden Einblick
in mannigfaltige Aspekte, die Körperkontakt und Berührung
betreffen.
Das Buch ist in vier Kapitel aufgeteilt: Grundlagen, psychische
Funktionen und soziale Bedeutungen, heilsame Körperkontakte sowie
Sinn und Sinnlichkeit. Es beginnt mit einer ausführlichen
Einleitung der Herausgeber, in der das Thema eingeordnet und eine
umfassende Einführung in die einzelnen Kapitel sowie Beiträge, aber
auch Erklärungsmomente und inhaltliche Skizzen für mögliche
fehlende Aspekte gegeben werden. Sprachlich zeigt sich die
intensive Auseinandersetzung bspw. dadurch, dass Schmidt und
Schetsche erste Interaktionen in den Kontext von
Skin-to-skinKontakten stellen, statt auf den weitaus üblicheren
Fachbegriff der Face-to-face-Interaktionen zurückzugreifen.
In den Grundlagen (Kapitel 1) wird ein Überblick über das
Sinnessystem Haut und haptische sowie taktile Wahrnehmung gegeben,
um mit einer soziologischen Zugangsweise zu schließen. Kapitel 2
folgt der Chronologie des Alterns und beschreibt Körperkontakte von
der Kindheit bis ins Alter, ohne dabei die pädagogischen Kontexte
auszulassen. Eine therapeutische Perspektive wird im dritten
Kapitel eingenommen, in dem von Körperkontakten in Pflegeberufen
bis hin zu solchen zwischen Mensch und Tier zahlreiche verschiedene
Zugänge reflektiert werden. Kapitel 6 schließt mit dem Aufgreifen
des sinnlichen Aspekts, innerhalb dessen u. a. Kommunikation durch
Berührung bei Menschen mit Taubblindheit Erwähnung findet, aber
auch auf erotische Berührungen und Körperkontakt im Tanz Bezug
genommen wird.
Insgesamt bietet das Herausgeberwerk einen vielschichtigen Einblick
in die Thematik, geht weit über einen trivialen Zugang hinaus und
verlockt zu neuen Denkanstößen wie z. B. dem Verändern des
bekannten Zitats Paul Watzlawiks zu »Man kann nicht nicht
berühren.«
Es liegt ein Buch vor, das zahlreichen Zielgruppen zu empfehlen ist
und sich insbesondere an Menschen richtet, die mit anderen Menschen
arbeiten oder allgemein mit anderen Menschen in Kontakt stehen und
sich dabei in Bezug auf Körperkontakt und Berührung reflektieren
möchten.
Andrea Wanka