Rezension zu Das Bild in mir
Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder 4/2012
Rezension von Barbara Stambolis
Auszüge aus der Rezension:
»›Das Allerweltsschicksal eines Kriegskindes ohne Vater‹, auf mehr
als 400 Seiten dargestellt, ist für Betroffene und Forscher mit
sachlich-historischem und persönlichem Erkenntnisgewinn zu lesen,
obwohl mittlerweile eine nicht unerhebliche Zahl von
autobiographischen Publikationen aus Kriegskindersicht und nicht
zuletzt zum Thema ›Väter‹ bzw. ›Vaterlosigkeit‹ vorliegt (die
Gotschlich auch bekannt sind).«
»Sie schreibt professionell, stilistisch gekonnt, flüssig, gliedert
übersichtlich und lässt z. B. die einzelnen Kapitel (26 an der
Zahl) jeweils mit dem deutlichen und erklärenden Hinweis auf die
jeweilige Kapitelüberschrift enden. Z. B. heißt es im Abschnitt
›Inseln der Erinnerung‹ in einem abschließenden Satz: ›Geblieben
waren mir, der Tochter des Panzerfahrers, die Inseln der Erinnerung
an Papa Paul, die ich in meinen Träumen fantasievoll ausschmückte.‹
In Gotschlichs Schilderungen werden sich Menschen mit ähnlichen
Erfahrungen wiederfinden können, nicht zuletzt vaterlose Töchter
der Kriegsgeneration.«
»Es geht der Autorin nicht nur um die Aufdeckung von
lebensgeschichtlichen und familiären Zusammenhängen. Vielmehr
bezieht sie die komplizierten Zusammenhänge von Erinnerung,
Verdrängung, Erzählung... in ihre Überlegungen ein. Vorsichtig
nähert sie sich ›Wahrheiten‹ an, stellt diese wieder in Frage und
kommt vorsichtig abwägend zu Einsichten, die über die individuelle
Geschichte ihrer Familie hinausweisen.«
»In einem Nachsatz deutet die Autorin jedoch an, sie habe mitunter
geglaubt, ihren Erinnerungen nicht gewachsen zu sein. Sie erwähnt,
es habe nachdenkliche Gespräche mit ihrem Sohn und dessen Frau
gegeben, womit abschließend auf die transgenerationale Perspektive
verwiesen sei, die Bücher wie dieses – für ein breiteres Publikum –
lesenswert macht. Und die Historiker unter den Lesern sollten sich
vielleicht noch einmal intensiver nach Zusammenhängen zwischen
ihrer eigenen Lebensgeschichte und ihren professionellen Themen und
Interessenschwerpunkten fragen.«
Die gesamte Rezension findet sich im digitalen Klett-Cotta-Archiv
von »Trauma & Gewalt«:
http://volltext.traumaundgewalt.de