Rezension zu Das Fremde im Film

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Rezension von Werner T. Fuchs

Sowohl Filme als auch sich selber besser verstehen

Der langjährige Chefarzt einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Theo Piegler, ist zum Glück auch ein Filmfreund. Denn das führt ihn dazu, als Herausgeber von Büchern zu wirken, die spannende und überaus erhellende Interpretationen meist bekannter Film enthalten. In seinem neusten Sammelband geht es um das Fremde, mit dem auch jeder Kinogänger in seinem Alltag konfrontiert ist.

Da es um kulturellen Umfeld und dem Alter des Betrachters abhängig ist, was wir mit dem Fremden verbinden, kommen außer dem 1944 geborenen Theo Piegler auch der junge Hannes König und Kindertherapeutin Gabriele Ramin zur Sprache.

Analysiert werden folgende Filme: Der Exorzist – Enter the Matrix – Die Twilight-Reihe – Das Bildnis des Dorian Gray – Das geheime Fenster – Eyes Wide Shut – Casablanca – Three Seasons – Gran Torino – Die Fremde – Der seltsame Fall des Benjamin Button.

Nach einer ausgezeichneten und die Leselust weckenden Einleitung, an deren Ende wie bei allen Kapiteln weitere Literaturhinweise zu finden sind, macht Hannes König den Auftakt mit einem Zitat von Dietrich Schwanitz. »Freud hat die Moral abgeschafft und die Psychologie an ihre Stelle gesetzt.« Wie dieser Satz zu deuten ist, wird schnell klar, wenn man in die Analyse vom bald vierzigjährigen Film »Der Exorzist« eintaucht. Und man muss nicht zwingend Freudianer sein, um viele der aufgestellten Thesen zu teilen.

Obwohl ich die meisten der vorgestellten Filme kenne, hätte ich es schön gefunden, wenn Bildmaterial meinem Erinnerungsvermögen bei der Lektüre nachhelfen würde. Aber da die Handlung jeweils in gelungener Art zusammengefasst wird und die meisten Filmfreunde eine grosse DVD-Sammlung haben, wiegt der Verzicht auf Standbilder nicht allzu schwer.

Mein Fazit: In den USA arbeiten viele Psychoanalytiker seit Jahren mit Spielfilmen. Denn sie sind eine der zahlreichen Möglichkeiten, die Zeichensprache des Unbewussten zum Klingen zu bringen. Cineastische Spiegelungen in der Form solcher Sammelbände sind spannend zu lesen und führen automatisch zu Geschichten, die mit dem eigenen Leben zu tun haben.

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