Rezension zu (Queer-)Feministische Psychologien

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Rezension von Bettina Zehetner

Anna Sieben, Julia Scholz: (Queer-)Feministische Psychologien. Eine Einführung.

Die Autorinnen befragen psychologische Theorien und Methoden kritisch auf ihren emanzipatorischen Gehalt hinsichtlich Geschlechtergleichheit und stellen feministische und queere Ansätze vor. Der Schwerpunkt liegt auf angloamerikanischen Forschungsansätzen, die hier systematisiert in Form eines guten Überblicks zugänglich gemacht werden. Der klare Aufbau des Buches bietet nach dem begrifflichen, wissenschaftstheoretischen und institutionellen Rahmen prägnante Beschreibungen folgender Bereiche: Psychology of Women, Feministische Forschung zu Geschlechterunterschieden und -gemeinsamkeiten, sozialpsychologische Kognitionsforschung und Geschlechterkonstruktionismus; diskursanalytische, sozialkonstruktionistische und dekonstruktivistische Ansätze sowie queere Perspektiven in der Psychologie.
Konzepte wie die Performativität als realitätsformende Wirkung von Sprache, die dekonstruktivistische Methode zur Infragestellung von Binaritäten und der Resignifizierung, der Verschiebung von Bedeutungen werden präzise auf den Punkt gebracht. Spannende Diskussionen zur Diagnostik werden angeregt, etwa zu den Diagnosen »Homosexualität« (im DSM von 1952 bis 1973, im ICD von 1968 bis 1993 enthalten) und »Geschlechtsidentitätsstörung«.

Der selbstkritische Blick der Autorinnen auf die eigene Disziplin macht das Buch lesenswert. Eine gut aufgebaute, sprachlich klare und differenzierte Einführung in feministische und queere Perspektiven in der Psychologie für an feministischer Forschung Interessierte und im psychosozialen Feld Tätige.


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