Rezension zu Die transzendierte Frau

Lesbenring-Info Nr. 4/2012 (August/September)

Rezension von Elke Heinicke

Jean Lessenich: Die transzendierte Frau. Eine Autobiografie.

Jean Lessenich ist Jahrgang 1942, wurde bei seiner Geburt als männlich definiert/wurde als Junge geboren. Vor mehr als 40 Jahren wurde er in Casablanca operiert und lebte danach als Frau/Transfrau, wurde per Operation vom heterosexuellen Mann zur lesbischen Frau. 12 Jahre nach seiner OP entschied sie sich aus Liebe zu ihrer japanischen Lebensgefährtin, künftig wieder als Mann zu leben. Heute, nach dem Tod der Geliebten, lebt Jean wieder als Frau. Jean war als Transfrau erfolgreich in der Männerdomäne Werbung, heute lebt sie als Künstlerin und Autorin.

Diese Lebensgeschichte liest sich atemberaubend, wird ohne Schnörkel mit großer Ehrlichkeit erzählt. Wirft Schlaglichter auf Gewinn und Verlust eines solchen Lebens. Jean lässt sich nicht festlegen und reagiert mit seinen/ihren Entscheidungen doch auf die jeweilige Umwelt. Um als TranssexuelleR anerkannt zu werden, wurde eine Abgrenzung von Homosexualität gefordert, um der Homophobie zu entkommen, entscheidet sie sich für einen erneuten Genderwechsel, lebt nach außen das eine, innerhalb der Beziehung das andere Geschlecht.

Jean geht auch auf politische Dimensionen des Themas ein: So werden die Kosten einer Behandlung von den Krankenkassen nur solange übernommen, wie Transsexualität als Krankheit definiert ist. Wenn jedoch das Geschlecht endlich als frei wählbar im Grundgesetz verankert wäre, dann wird die Behandlung zur Privatsache und nicht mehr für jeden bezahlbar sein.

Ein bewegendes Buch, das auch zu neuen Gedankengängen inspiriert, da es nicht wie so oft mit der gelungenen Operation abschließt. Das Nachwort von Friedemann Pfäfflin zu Autobiografien, Biografien und Filmen über Geschlechterwechsel eröffnet ein ganz neues Thema, das aber auf den wenigen Seiten nicht befriedigend abgehandelt werden kann.

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