Rezension zu Vater, Mutter, Gott und Krieg

Deutsches Ärzteblatt PP, Ausgabe Juli 2012

Rezension von Vera Kattermann

Auszüge aus: »Psychoanalytische Behandlung: Enttäuschung als existenzielle Herausforderung«:

»Mit Büchern von Tilmann Moser ist es ein bisschen wie mit Woody-Allen-Filmen: Es werden ihrer mit erstaunlicher Frequenz mehr, man liebt oder hasst sie, und ihre jeweilige Überzeugungskraft ist äußerst schwankend. Der Erkenntnisgewinn und das Lesevergnügen an diesem neuesten Band halten sich tatsächlich in Grenzen.«

»Es lockt zwar mit dem Namen des bekannten Psychoanalytikers, eigentlich jedoch ist es ein Buch von Hartmut P., der bei Moser mehr als 20 Jahre zuvor in psychoanalytischer Behandlung war. In dieser Zeit übergab er seinem Therapeuten die Aufzeichnungen, die dieser nun veröffentlicht, dankbar ›für seinen Mut, mir das Manuskript anzuvertrauen, mit dem scheuen Hinweis und dem noch scheueren Wunsch, ich könne auch publizistisch über es verfügen‹.«

»Die zunächst hasserfüllte, dann auch Versöhnlichkeit suchende Abrechnung von Hartmut P. mit den Fehlern und Defiziten seiner Eltern kann Patienten ermutigen, selbst in Dialog mit ihren Verletzungen und Enttäuschungen zu gehen und die Auseinandersetzung mit den eigenen Eltern zu versuchen. Die Mitteilung Mosers, dass der Patient später an Krebs verstorben ist, verleiht den Aufzeichnungen zudem auf subtile Weise eine dunkel-pessimistische Note.«

»Praktisch tätige Therapeuten dürfte dieses Buch eher unbefriedigt zurücklassen: Die eigentlich spannenden Fragen, wie etwa die Wiederkehr der Enttäuschungswut in der Behandlung, der Hintergrund und die klinischen Auswirkungen der Zwillings- oder Alter-Ego-Übertragung oder die geheimen Wünsche des Patienten an seinen Behandler qua Veröffentlichungsauftrag, bleiben weitgehend ausgeklammert.«

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