Rezension zu Der Tod und das Mädchen
nmz – neue musik zeitung Juli/August 2012
Rezension von Dirk Klose
Auszüge aus dem Artikel »Wo die Musik erklären und helfen kann. Ein
Sammelband zur Interaktion zwischen Musik und Psychoanalyse«:
»Seit 2008 gibt es eine Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse und
Musik mit Sitz in Karlsruhe; ihr gehören derzeit etwa 70 Mitglieder
an, in der Mehrzahl Wissenschaftler und Praktiker aus dem Bereich
der Psychoanalyse. Auf mehreren Symposien wurde seitdem versucht,
Gemeinsamkeiten und ›Schnittstellen‹ zwischen den in Struktur und
Fragestellung so unterschiedlichen Bereichen Musik und
Psychoanalyse auszuloten.«
(...)
»Das erste Symposion der Vereinigung, das im Herbst 2009 in
Karlsruhe stattfand, stand unter dem Thema »Der Tod und das
Mädchen«. Die acht hochkonzentrierten Beiträge, teils von
Analytikern, teils von Musikwissenschaftlern, liegen jetzt als
Sammelband vor und vermitteln gerade bei dem von Schubert
entliehenen Thema einen guten Einblick in die Zusammenhänge
zwischen Musik und Psychoanalyse.«
(...)
»Das Buch vermag auch bei Lesern. die mit psychoanalytischen
Fragestellungen nicht ohne weiteres vertraut sind, Verständnis für
Zusammenhänge und Überkreuzungen zu wecken, da es das Thema anhand
konkreter Beispiele abhandelt (wobei man hinzufügen möchte, dass es
sich bei der Analytikern auch um kenntnisreiche Musikfreunde
handeln muss).«
(...)
»Als weitere Beispiele werden Verdis »La Traviata«, »Salome« von
Richard Strauss und Richard Wagners »Walküre« behandelt. Gerade das
in »Salome« überdeutliche Todesmotiv wird durch Musik ebenso
dramatisch dargestellt wie am Ende durch sie überwunden (in Salomes
berührender Schlussarie). Die Musikwissenschaftlerin Sabine
Ehrmann-Herfort zeigt am Beispiel »Totentanz« den Wandel, den
dieses Motiv seit dem Mittelalter (als »memento mortis«) bis in die
Musik der Gegenwart (Honegger, Martin, Distler, Reimann) erfahren
hat, in der es ganz generell als Gleichnis für Tod und Vergängnis
steht. Der umfangreichste Beitrag schließlich gilt dem Jazz,
genauer: dem Free-Jazz, dessen ungebundene Improvisation und
Interaktion Abbilder für zwischenmenschliche Beziehungen, wie sie
für die Psychoanalyse von zentraler Bedeutung sind,
darstellen.«
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