Rezension zu Psychoanalyse tut gut (PDF-E-Book)
Psychosoziale Umschau. Aktuelles aus Psychiatrie und Gemeinde. Heft 2/2012
Rezension von Mihrican Özdem
Einführung in psychodynamische Psychotherapie
Wer heute eine Psychotherapie machen will, findet sich in einem
Dschungel von Therapie- und Therapeutenbezeichnungen. Von der
Psychoanalyse hat man gehört, aber mehr als vage Vorstellungen sind
das nicht. Dunja Voos, Fachärztin für Arbeitsmedizin, freie
Journalistin und Autorin, legt mit »Psychoanalyse tut gut« ein Buch
für genau diese Zielgruppe vor – was nicht bedeutet, dass nur diese
davon profitieren werden.
Die Autorin erläutert gleich zu Beginn den Unterschied zwischen den
kassenfinanzierten Therapierichtungen: Verhaltenstherapie,
tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse. In
einer sehr verständlichen, gut lesbaren Sprache schildert sie
Grundmerkmale dieser Therapien, sodass der Leser ein Bild bekommt
von dem, was ihm hier wie dort begegnen wird.
Die Autorin geht auch auf Ängste ein, die man bei einer
Psychoanalyse haben könnte, z.B. die Angst vor Abhängigkeit vom
Therapeuten. Und sie nimmt gängige Vorurteile auseinander: z.B.
dass in der Analyse nur in der Kindheit gekramt würde. Korrekt ist,
dass sich die Psychoanalyse gewandelt hat und es über ganze
Strecken hinweg um die Patient-Therapeut-Interaktion im Hier und
Jetzt geht, in die Kindheitserfahrungen eingehen und bearbeitet
werden. Der Autorin gelingt es vorzüglich, dieses komplexe
Übertragungsgeschehen und den Umgang des Therapeuten damit
darzustellen.
Im zweiten Teil des Buchs »Die Psyche verstehen« werden die
psychischen Strukturen und Repräsentanzen und anschließend die
Neurosen und Persönlichkeitsstörungen erläutert. Warum nicht auch
Psychosen einen eigenen Abschnitt erhalten, bleibt unklar. Weil sie
kaum psychodynamisch behandelt werden? Dennoch wäre eine kurze
Darstellung mit Bezug zu psychodynamischen Therapien hilfreich zur
Orientierung der Leser. Der Abschnitt »Grenzgebiete der
Psychoanalyse« komplettiert das Buch mit u.a. Informationen zu
Medikamenten.
Der Wert des vorliegenden Buches liegt schon darin, dass es auf dem
Markt kein vergleichbares Buch gibt, das Psychoanalyse für Laien
erklärt. Es ist uneingeschränkt empfehlenswert für Menschen, die
beabsichtigen, eine Psychotherapie zu machen. Mithilfe der
Informationen werden sie sich sehr viel leichter für eine Therapie
entscheiden können.
Angehende psychodynamisch arbeitende Therapeuten werden in dem Buch
eine einfache Schilderung von einigen der wichtigsten
psychodynamischen Zusammenhänge finden, die sie zum eigenen
Verständnis, aber ebenso zur Vermittlung von Informationen an
Patienten nutzen können. Letzteres gilt auch für erfahrene
Psychotherapeuten, die das Buch ihren Patienten empfehlen sollten.
Nicht nur zur Entscheidungsfindung, sondern auch begleitend zur
Therapie werden Patienten davon profitieren.
Die Tiefenpsychologie wird in der Regel kompliziert dargestellt –
mit ihrer überaus gut lesbaren, flüssigen, verständlichen und
humorig-frischen Sprache beweist Voos, dass es anders geht.
Mihrican Ozdem, Landau