Rezension zu Das Geheimnis unserer Großmütter
Basler Zeitung. Sonntag, 26. Februar 2012
Die Be-Freier
Krieg bedeutet Angst, Gewalt, Entbehrung, Traumata Menschen sterben
sehen, um Leben kämpfen. Opfer werden bedauert und betrauert,
Schuldige oftmals nicht bestraft. Im Krieg verlieren Menschen nicht
nur Augen, Beine, Arme oder gar ihr Leben, sie verlieren auch
Würde, Achtung und Respekt vor sich und ihren Mitmenschen. Krieg
sorgt auch für jene stillen Verletzungen, die nicht am geflossenen
Blut zu messen sind. Jedenfalls nicht nur. Es sind die inneren, die
psychischen Verletzungen. In ihrer Diplomarbeit »Das Geheimnis
unserer Großmutter« widmet sich Svenja Eichhorn unter der Betreuung
von PD Dr. Philipp Kuwert den Vergewaltigungen an deutschen Frauen
Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei lässt sie ihren Blick
schweifen, erstellt eine globale Chronologie sexueller
Kriegsverbrechen, erklärt Traumatisierung und Posttraumatische
Belastungsstörung an sich und in der Folge von Sexualverbrechen.
Sie sucht nicht nur nach dem Warum, sondern fragt vor allem »Wie
danach? Wie jetzt?«.