Rezension zu »Mein Körper gehört mir … und ich kann mit ihm machen, was ich will!«
Nervenheilkunde. Zeitschrift für interdisziplinäre Fortbildung. 3/2012
Rezension von Dr. med. Annegret Eckhardt-Henn
M. Hirsch: »Mein Körper gehört mir … und ich kann mit ihm machen,
was ich will!«
Mathias Hirsch ist niedergelassener Analytiker, der sich seit
vielen Jahren mit Themen wie Trauma, Körper, Autodestruktionen und
anderen beschäftigt. Jetzt hat Hirsch mit seinem neuen Buch eine
Art zusammenfassenden Überblick über »Inszenierungen des Körpers
oder auch mit dem Körper« herausgebracht. Er beschäftigt sich in
diesem Buch mit dem Thema der Körperdissoziation, fasst zunächst
historische Aspekte zu dieser Thematik zusammen, bezieht sich auf
Beispiele aus der belletristischen Literatur und auf thematische
Arbeiten aus der psychoanalytischen Literatur.
In dem Kapitel »Körperinszenierungen« geht er auf verschiedene
Phänomene ein, z. B. gesellschaftliche Rituale in traditionellen
Kulturen wie lnitiationsriten, Beschneidung, genitale
Verstümmelung, aber auch in unserer Gesellschaft wie Tätowierung
und Piercing. In einem weiteren Kapitel beschäftigt er sich mit
Phänomenen der Selbstbeschädigung. Hier bringt er Fallbeispiele aus
Therapien eigener Patienten, die die Problematik sehr interessant
illustrieren. Weitere Schwerpunktkapitel, in denen er sich mit
Krankheitsbildern, deren zentrales Objekt der eigene Körper ist,
beschäftigt, ist ein Kapitel über Essstörungen, über Hypochondrie
und Dysmorphophobie und schließlich zur »Funktion von Kinderwunsch,
Schwangerschaftsfantasien und Schwangerschaft«. Theoretische und
psychoanalytische sowie ansatzweise philosophische Überlegungen
werden durch Fallbeispiele illustriert, was das Buch besonders
lesenswert und interessant macht.
Die lange klinische Erfahrung des Autors und seine reichhaltige
Kenntnis psychoanalytischer und belletristischer Literatur
bereichern das Buch und machen es zu einer sehr
abwechslungsreichen, interessanten Lektüre. Für Therapeuten, Ärzte,
Psychoanalytiker, die sich mit Patienten beschäftigen, bei denen
der Körper ein Ort von Dissoziation und Inszenierungen ist und
damit die Bühne der oft schwerwiegenden Erkrankungen darstellt, ist
das Buch eine große Bereicherung. Hier wird man viele Hinweise und
Anregungen für das tiefere Verständnis dieser teilweise äußerst
komplexen und schwierigen sowie folgenreichen Erkrankungen
finden.
A. Eckhardt-Henn, Stuttgart