Rezension zu Das Haus

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Rezension von Stefan Höltgen

Bereits Sigmund Freud weist in seiner »Traumdeutung« auf die symbolische Bedeutung des Hauses für den Menschen und sein Selbstbild hin, doch schon weit vor ihm hat es sich als literarisches und künstlerisches Motiv jenseits seiner Denotation situiert. Vom Merkmal der Zivilisierung der Menschengattung über Bedeutungen für Familiengenealogien (»Elternhaus«) bis hin Sinnbildern von Geborgenheit, Mutterleib und Körper reichen seine Verwendungs- und Verständnisarten in der Kunst.

Der Psychoanalytiker Mathias Hirsch widmet dem Haus nun eine ganze Monografie, in der er diese Bedeutungsvarianten untersucht. »Ist man erst einmal auf die vielfältige, ubiquitäre Verwendung des Hauses als metaphorisches Bild aufmerksam geworden, begegnet man ihm auf Schritt und Tritt«, konstatiert er und setzt sich und seiner Untersuchung das Ziel, die Haus-Metaphoriken zu strukturieren und zu gruppieren und Interpretationsansätze dazu zu versammeln. Heraus kommt ein hoch interessanter Beitrag über ein allgegenwärtiges Motiv in Literatur, Film und anderen Künsten, das – gedankt der vornehmlich psychologischen Herangehensweise des Autors – durch seine Verwendung Rückschlüsse auf den Verwender, seinen historischen und psychologischen Kontext zulässt. Jedoch wird hier keineswegs eine Art »Lexikon der Hausbedeutungen« aufgestellt, sondern kontextsensibel vorgeschlagen, welche Bedeutungsnuancen Haus-Metaphern annehmen können. Mit viel Humor, Kunst- und Sachkenntnis wird der Leser hier – im teilweise vierfarbig bebilderten Band – für die Mythologie, Soziologie, Kulturgeschichte, Anthropologie und Psychologie des Themas sensibilisiert. Für Filmwissenschaftler ist es nicht nur vom Thema her, sondern auch wegen seiner Auseinandersetzung mit Einzelwerken (von Lynchs »Mulholland Drive« bis Tarkowskijs »Opfer«) lesenswert.


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