Rezension zu Die Gründung der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung durch Freud und Jung
GNOSTIKA, Nr. 48, August 2011
Rezension von F.W. Schmitt
Die Geschichte der IPV ist in Grundzügen bekannt. Aus den
Mittwochsgesellschaften im Hause Sigmund Freuds hervorgegangen,
später durch C. G. Jung und andere weltweit verbreitet, umgibt sie
aber bis heute eine Aura des Legendären. Zwistigkeiten, Eitelkeiten
und Vorbehalte prägen ihre Geschichte. Jung hat eine gewisse
Freudsche Ausgrenzungspolitik ebenso zu spüren bekommen wie Adler
und andere. Im vorliegenden Band wird das initiatorische
Gründungsereignis der IPV in Nürnberg im Jahre 1910
interdisziplinär und aus Sicht verschiedener psychoanalytischer
Schulen reflektiert. Dabei werden folgende Fragen beantwortet: Kam
die Gründung zu früh oder beinahe schon zu spät? Handelt es sich
bei Adlers und Jungs kurz nach der Gründung erfolgten Austritten
aus der IPV um Spaltungen oder Sezessionen? Die damals diskutierten
Themen wie das Unbewusste, Traum und Symbolik, Hermaphroditismus,
Fetischismus und Paranoia werden aufgegriffen und in der aktuellen
psychoanalytischen Landschaft neu verortet. Der Sammelband beginnt
mit einer konzentrierten Entstehungsgeschichte und der Schilderung
der ersten Tagung. Weitere Aufsätze behandeln Themen um die IPV der
folgenden Jahre mit Beiträgen von Almuth Bruder-Bezzel, Michael B.
Buchholz, Michael Ermann, Edith Kerstan, Friedhelm Kröll, Roman
Lesmeister, Michael Lindner, Christian Maier, Elke Metzner, Leibl
Rosenberg, Martin Schimkus, Anne Springer und Mai Wegener.