Rezension zu Befreiungsbewegung für Männer

Lambda Nachrichten (3/2011)

Rezension von Martin Weber

Befreiungsbewegung für Männer? Braucht es die denn? Sind Männer nicht sowieso frei? Sie sind es nicht. Ein großes Plus des gleichnamigen Bandes ist es, eine richtige Diagnose zu stellen: Es braucht ein Augenmerk auf Manner und ihre spezifischen Bedürfnisse. Es greift zu kurz, eine männerdominierte Gesellschaft mit einer männerspezifischen Gesellschaft gleichzusetzen, und einige Beiträge – etwa zur Männergesundheit – verdeutlichen das auf eindrucksvolle Weise. Doch leider scheinen einige Autorinnen die Forderung ihres Kollegen Markus Theunert, eine neue Männerpolitik dürfe sich nicht gegen Frauen richten, überlesen zu haben. Und so wird besonders in den ersten Beiträgen beleidigt auf Frauen, insbesondere auf Feministinnen, eingedroschen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Während nämlich einige Autoren, wie Hans Joachim Lenz in seinem Artikel über Gewalt, einen eigenständigen Weg von Männern zu einem anderen Verständnis fordern, verdammt etwa Paul Hermann Gruner auf übelste Weise alle Errungenschaften der Frauenbewegung als Angriff auf die Männer. Das ist leider zum Teil so absurd, dass selbst durchaus sinnvolle Überlegungen unhaltbar erscheinen. Hier entsteht der Eindruck einer autoritären und ruckwärtsgewandten Weltsicht, die sich einem neuen Miteinander kategorisch verschließt. Gender Mainstreaming wird da ebenso verteufelt wie Queer Theories. Da rund die Hälfte aller Artikel dieser Grundhaltung verpflichtet ist, wird der Sache der Männer durch diesen Band nicht unbedingt genützt. Vielmehr kommt der Verdacht auf, dass am Ende dieser Freiheit etwas steht, was Mann so nie wollte.

PS: Nach Ansicht von Herrn Grüner zählt jemand, der so eine Rezension schreibt, natürlich zu den Feministen, die aus Angst, gegen den politischen common sense zu verstoßen, vor Frauen kuschen...

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