Rezension zu Eltern heute - Bedürfnisse und Konflikte
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Rezension von Detlef Rüsch
Sicher ist das Werk nur für diejenigen leicht zu lesen, welche sich
mit psychologischem Hintergrundwissen schon intensiver
auseinandergesetzt haben. Dies ist bei Mitarbeitenden in
Kindertagesstätten grundlegend, so dass für den angesprochenen
Personenkreis hier ausgesprochen wertvolle Hintergrundinformationen
zur Elternarbeit gegeben werden. Auch wenn der Fachbegriff heute
eigentlich Erziehungs- und Bildungspartnerschaft heißt, ist die
»psychoanalytisch-pädagogische Elternarbeit in der Kita« - wie der
offizielle Untertitel hier heißt, sehr anschaulich dargestellt. Der
Autor Dr. Thilo Maria Naumann stellt die Elternarbeit nicht unter
den Fokus der ökonomischen Notwendigkeit, sondern legt den
Schwerpunkt auf die Beziehung und Bindung der Kinder und den
transgenerationalen Geflechten, die in der Zusammenarbeit mit den
Erziehungsberechtigten eine große Rolle spielen.
Die vielen Fallbeispiele sind ausführlich genug, um sie nicht als
»Patentrezepte« zu sehen, aber kurz genug, um sich nicht darin zu
verlieren.
In dem dreigeteilten Buch werden viele ErzieherInnen ihre
Alltagserfahrungen wiederfinden können und darüber hinaus wertvolle
Unterstützung für ihr persönlich-fachliches Wirken bekommen.
Zunächst setzt sich Dr. Thilo Maria Naumann, der als Professor an
der Darmstädter Hochschule wirkt,mit »Beziehung und Bindung in der
kindlichen Entwicklung« auseinander, ehe sein Schwerpunkt auf die
»Bedürfnisse und Konflikte in der Elternschaft« gelegt wird. Dieser
größte Buchabschnitt birgt eine reiche Sammlung an Ideen,
Vorschlägen und Hintergrundinformationen für die Arbeit in
Kindertagesstätten. Dabei macht er auch darauf aufmerksam, dass man
- wie bei allen anderen auch - bei Eltern mit Migrationshintergrund
immer auch deren individuelle Erlebens- und Erfahrungswelt im Blick
haben muss und nicht pauschal die »kulturelle Brille« aufsetzen
sollte. Zudem wirft der Autor einen analytischen Blick auf die
unterschiedlichen Familienformen und deren diversen Dynamiken.
Im Abschlusskapitel geht es konkret um die
»psychoanalytisch-pädagogische Elternarbeit in der Kita« mit
konkreten Vorschlägen zur Umsetzung.
Leider verfügt das Buch kaum über Graphiken oder druckgraphische
Hervorhebungen. Und bei den Buchtiteln im Literaturverzeichnis
hätte man sich noch mehr aktuellere Titel gewünscht.
Alles in allem aber ein herausforderndes Buch, das insbesondere der
zunehmend wahrgenommenen Ökonomisierung der vorschulischen
Pädagogik andere Schwerpunktsetzungen entgegensetzt.
Für VerantwortungsträgerInnen, FachberaterInnen, Leitungen und
natürlich die ErzieherInnen selbst ein ausgesprochen fachlich
dichtes Buch, aus dem man selbst nach vielen Berufsjahren noch eine
Menge an Kenntnisgewinn entnehmen kann.
Unbedingt lesenswert!
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