Rezension zu Perversion
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Rezension von Anett Kunath
Der Begriff der Perversion wird im alltäglichen Sprachgebrauch
oftmals verwendet, ohne Gedanken darauf aufzuwenden, ob dieser
Begriff denn nun passend war oder nicht. Wann ist eine Perversion
genau diese und keine Vorliebe?
Diese und andere Fragen erläutert der Psychiater und
Psychoanalytiker Wolfgang Berner ausführlich in seinem neuesten
Werk »Perversion«, welches 2011 beim Psychosozial-Verlag
veröffentlicht wurde.
Anfangs geht der Autor näher auf die Begriffsentwicklung ein und
weist besonders darauf hin, dass Begriffe wie »Paraphilie« und
»Störung der Sexualpräferenz« häufig synonym verwendet werden,
obwohl diese Bezeichnungen unterschiedliche Phänomene kennzeichnen.
Der Begriff der Perversion wird heutzutage besonders in der
Psychoanalyse verwendet.
Wolfgang Berner erläutert des Weiteren, dass bestimmte sexuelle
Vorlieben nicht zwangsweise krankhaft sein müssen. Denn eine
Krankheit liegt erst vor, wenn der Betreffende selbst leidet und
eventuell eine Gefahr für seine Mitmenschen darstellt. Erst dann
ist eine Behandlung von Nöten.
Anschließend gibt der Autor einen kurzen Überblick über die
möglichen Perversionsarten wie zum Beispiel Pädophilie, Voyeurismus
und Frotteurismus.
Die einzelnen Erscheinungsformen werden in einem gesonderten
Kapitel behandelt. Besonders interessant sind hier die
Fallbeispiele, welche dem Leser einen Einblick in die möglichen
Entstehungsgründe von Perversionen bieten. Die Fallbeispiele zeigen
außerdem, wie viele Facetten diese Krankheit haben kann.
Da Perversion ein Phänomen ist, welches vorwiegend bei Männern
diagnostiziert wird, äußert sich Berner in einem kurzen Abschnitt
über Perversion bei Frauen und verweist dort auf weiterführende
Werke.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit den Unterschieden in der
Intensität und den Verläufen, wobei einige mögliche Ursachen für
die Perversionsentstehung herausgearbeitet werden.
Berner vermittelt auf 139 Buchseiten Basiswissen zum Thema
Perversion für Leute mit fachlichen Vorkenntnissen, aber auch für
Interessierte ohne großes Vorwissen.
Wen die Hintergründe und psychologischen Erklärungen für
Perversionen interessieren, der wird bei diesem Buch nicht
enttäuscht und kann sicher noch etwas lernen.
Man sollte wissen, dass dieses Buch Fachvokabular enthält, aber
dennoch auch für Interessierte verständlich ist, welche über ein
psychologisches Grundwissen verfügen.
Ich kann dieses Buch bedenkenlos für psychologieinteressierte Leser
weiterempfehlen. Man lernt viel, die Fallbeispiele verdeutlichen
die Thematik spannend und es wird aufgezeigt, wie die Psychoanalyse
einem Patienten mit perversen Neigungen helfen kann.