Rezension zu Trauma

www.uni-online.de

Rezension von Anna Rösch

Ich kannte ihn vorher nicht, aber allem Anschein nach ist Dr. med. Mathias Hirsch ein renommierter Mann im Bereich Psychotherapie, Psychiatrie und Psychoanalyse. Hier hat er in der Reihe »Analyse der Psyche und Psychotherapie« für den Psychosozial-Verlag einen Band zum Thema »Trauma« vorgelegt.
»Trauma« – ein Begriff, der immer einmal wieder auftaucht, sei es im Fernsehen (wo sogar sogenannte Dokutainment-Sendungen sich inzwischen ja auch gern mal auf hobbypsychologisches Terrain begeben) oder im privaten Umfeld.
Als Lehramtsstudentin habe ich mich für diesen Band interessiert, da man als LehrerIn seine SchülerInnen oftmals recht persönlich kennen lernt, beziehungsweise dachte ich mir, dass ein solides Grundwissen zu einschlägigen Themenbereichen, auch der Psychologie oder Psychotherapie, ja nie falsch ist. Auch ist das hier behandelte Thema brandaktuell, der Autor selbst weist zum Beispiel auf die Missbrauchsfälle in der Kirche hin, die ja vor nicht so langer Zeit erst öffentlich wurden.
Der Autor bezeichnet »Trauma« als »komplexes Prozessgeschehen«; auch ich habe keine tiefer gehenden Vorkenntnisse was dieses Thema angeht, so war ich froh über eine gut lesbare Einführung in die Thematik, sowie einen kurzen Abriss zur Geschichte psychoanalytischer Traumakonzepte (unter anderem geht es hier um den frühen Freud und Sándor Ferenczi, einen Therapeuten, der vor allem in den 80er Jahren um neue Formen der Therapie rang und unter anderem Freuds Theorien weiterentwickelte beziehungsweise ergänzen konnte).
Sehr interessant war dann das Kapitel zum Traumabegriff in der heutigen Psychoanalyse: Hirsch beschreibt, auch für Laien wie mich verständlich, worauf der Fokus heute liegt (nämlich auf den Beziehungen, in denen die Traumatisierung stattfand). Erhellend fand ich die Unterscheidung zwischen Akuttraumatisierung und chronisch-familiären Traumata, an die auch in der Therapie meist unterschiedlich herangegangen wird.
Dann geht Hirsch ausführlich auf die Traumatherapie ein – er gibt auch einige Fallbeispiele, die die doch zum Teil etwas komplexen Vorgänge veranschaulichen. Er berichtet hierbei auch aus der therapeutischen Praxis.
Es war für mich nicht ganz einfach, mich in diesen wirklich faszinierenden, aber ungewohnten Bereich einzulesen, beziehungsweise, die verschiedenen Arten von Trauma und die möglichen Therapieansätze und Herangehensweisen nachzuvollziehen. Doch das Buch an sich ist spannend und gut zu lesen.
Es ist außerdem absolut up to date – man bekommt einen sehr guten Überblick über den aktuellen Forschungsstand und sowohl die bedeutsamsten Ansätze aus der Geschichte, bis hin zu den im Moment wichtigsten Forschern und Therapeuten.
Zweifelsohne ist »Trauma« kein leichtes Thema, und ich als Laie kann nun nach der Lektüre natürlich trotzdem niemanden therapieren – dennoch hat das Buch den Blick geöffnet, beziehungsweise Neugier geweckt an und Respekt vor psychotherapeutischer Arbeit. Ich empfehle es gerne weiter!

zurück zum Titel