Rezension zu Kleist - Die Entdeckung der narzisstischen Wunde
WDR 3 »Resonanzen« mit Annette Hager
Literarischer Vorbote der Psychoanalyse
Heinrich von Kleist – Pionier der Erforschung narzisstischer
Konflikte
In der Schärfe seines Konflikts mit der gesellschaftlichen Norm
seiner Zeit ist der Schriftsteller Heinrich von Kleist ein
Wegweiser in die Moderne. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer
deutet den Lebensweg Kleists als einen frühen Vertreter
post-moderner Identitätskrisen. Er charakterisiert Kleist sowohl
als seelisch belasteten Menschen wie auch als Pionier der
Erforschung narzisstischer Konflikte. So habe er bereits Phänomene
wie das Stalking beschrieben, die Überschätzung der Pädagogik und
des Prüfungswesens gerügt und die Krisen des Selbsterlebens
anschaulich geschildert. Am Lebensweg Heinrich von Kleists lässt
sich deutlich machen, wie wichtig es ist, die Geheimnisse unserer
Kränkbarkeit zu erforschen. Auch heute werde noch in jeder
Organisation – Schule, Universität, Unternehmen, politische
Parteien – enorme Energie verschwendet, weil Menschen nicht gelernt
haben, auf narzisstische Wunden zu achten und ihrer Heilung den
Raum zu geben, den sie brauche.
Ein Gespräch mit dem Buchautor und Psychoanalytiker Wolfgang
Schmidbauer
Hier kann man sich das Interview mit Herrn Schmidbauer
anhören:
www.wdr3.de