Rezension zu Das Innere-Kinder-Retten (PDF-E-Book)
HEP-Informationen 1/11, Berufsverband Heilerziehungspflege in Deutschland
Ein Paradigmenwechsel kündigt sich meist in mehreren Teilen eines
Wissenschaftsbereiches an, so auch in der Therapietheorie für
Komplextraumatisierung. In verschiedensten Therapierichtungen und
Verfahren, wie psychoanalytischen und imaginativen
(psychodynamischhypnotherapeutischen) Verfahren, der
Ego-State-Therapie, der EMDR-Methode (Eye Movement Desensitization
and Reprocessing) und großen Teilen der Verhaltenstherapie finden
sich Hinweise für einen grundlegenden Wechsel: Die Prämisse der
Notwendigkeit von differenzierter, ausführlicher Exposition und
Durcharbeitung von Traumata in der Kindheit wird zugunsten von
Ressourcenaktivierung und Bestärkung positiver
Persönlichkeitsanteile verlassen.
In der Therapie von komplex – insbesondere sexuell –
Traumatisierten sollte es das Ziel sein, Traumata zu integrieren,
anstatt die Patienten nur zu stabilisieren. Sonst besteht die
Gefahr, dass Symptome zurückkehren. Das Innere-Kinder-Retten, das
sich mit jeder der bekannten Traumatherapiemethoden kombinieren
lässt, arbeitet nicht mit der belastenden Konfrontation mit
Traumaerinnerungen, sondern mit positiver Imagination, wodurch
betroffene Erwachsene nicht mit ihren Kindheitstraumata in
Berührung kommen. Nach dem Retten können die dissoziierten Anteile
integriert werden.
Neben einer ausführlichen Beschreibung der schonenden Methode
werden theoretische Hintergründe beleuchtet, z.B. der
Selbstheilungsprozess bei Betroffenen, und viele Anregungen für
die vorbereitende und begleitende Stabilisierungsarbeit gegeben.
Das Buch ist einerseits für TherapeutInnen als Manual und
andererseits für Betroffene als Wegweiser nützlich.
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