Rezension zu Wozu werden Träume erzählt?

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Rezension von Natalie Biskup

Träume spiegeln in gewisser Weise wieder, was wir im Unterbewussten zu verarbeiten versuchen. Deswegen spielt die Traumdeutung in der Psychoanalyse eine große Rolle. Außen vor gelassen wird jedoch meist die Frage, wieso der Patient seine Träume überhaupt erzählt und welche Funktion Träume auf die Gesprächssituation haben. Diesen bisher eher vernachlässigten Fragen geht Hanspeter Mathys in seinem Werk »Wozu werden Träume erzählt? Interaktive und kommunikative Funktion von Traummitteilung in der psychoanalytischen Therapie« nach.
In diesem Buch wird versucht klar zu machen, wie Patienten, die ihrem Therapeuten von Träumen erzählen, gleichzeitig etwas anderes kundtun wollen. Der Patient ist nicht in der Lage ein bestimmtes Thema direkt anzusprechen und greift somit auf einen Traum zurück, der in gewisser Weise genau dieses Thema anschneidet. Hemmungen werden somit ein Stück weit abgelegt, da der Patient über Bilder in seinem Traum bestimmte Gefühle oder Ereignisse zur Sprache bringt, die er auf andere Weise nicht ausdrücken kann.
Hanspeter Mathys greift in seinen Ausführungen auf Gesprächsausschnitte zurück, die aus einer Psychoanalyse aus den 70er Jahren stammen. Anhand dessen versucht er seine These zu untermauern, wodurch der Leser selbst auch interessantes, reales Anschauungsmaterial erhält. Obwohl es sich um ein wissenschaftliches Werk handelt, das sich in erster Linie an Fachkräfte richtet, können auch Laien seinen Gedankengängen gut folgen, wenn sie bereit sind sich auf einige komplexere Zusammenhänge einzulassen. Da Hanspeter Mathys jedoch an manchen Stellen auch Fachwörter benutzt, sind zumindest einige Grundkenntnisse von Vorteil, aber nicht absolut notwendig.
Es handelt sich hierbei um ein Werk, das der Traumanalyse einen weiteren Aspekt verleiht, der über die Deutung des Traumes hinausgeht und bisher zu Unrecht vernachlässigt wurde, wie Hanspeter Mathys eindrücklich zeigt.
Fazit: Psychotherapeuten sei dieses Werk wärmstens empfohlen, um bei zukünftigen Sitzungen zu erkennen, wieso der Patient über seine Träume redet und was er dem Therapeuten eigentlich damit sagen will. Aber auch Laien, die sich für die Funktion der Traumerzählung interessieren, werden hier spannende Einblicke in die Welt der Psychoanalyse erhalten.
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