Rezension zu Der kleine Vogel heißt Goral
www.libri.de am 16.12.2010
Rezension von Winfried Stanzick
In einem bisher leider recht wenig beachteten Buch (vielleicht weil
man es in einem psychoanalytischen Fachverlag nicht vermutet)
erzählt die 1948 in Berlin-Lichterfelde geborene Ruth Koren die
Geschichte ihrer jüdischen Familie. Nachdem sie mit ihrer Familie
bis 1953 in Leipzig gelebt hatte, flüchtete sie 1953 nach Frankfurt
und arbeitete dort nach entsprechenden Ausbildungen im
Friseurhandwerk und als Model, wie man heute sagen würde. 1969
wanderte sie nach Israel aus und bekam nach ihrer Heirat 1970
insgesamt drei Kinder.
Zum Schreiben kam sie erst spät, und es war ihr ein Bedürfnis, die
Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Die Geschichte der Großeltern
Emma Rachel Schull und Hersch Freier, die Geschichte von Leo, Ruth
Korens Vater, der das KZ Stutthof überlebte – ohne Beine. Sie folgt
den Spuren der Familienmitglieder, die rechtzeitig vor den Nazis
nach Palästina flüchteten und den fünf Geschwistern Leos, die mit
ihren Familien in den Lagern der Nazis ermordet wurden.
Und sie beschreibt ihre eigene Geschichte von Flucht,
Heimatlosigkeit, Emigration nach Israel und ihr Leben dort. »Der
kleine Vogel heißt Goral« ist eine bewegende jüdische
Familiengeschichte, die in der Erinnerungsliteratur von Nachfahren
der Überlebenden des Holocaust einen ganz besonderen literarischen
Platz verdient.
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