Rezension zu Knastmauke (PDF-E-Book)

www.ebooksofa.de am 3. Januar 2011

Rezension von Irene Bernard

Das Schicksal von politischen Häftlingen der DDR nach der deutschen Wiedervereinigung

Hallo und guten Tag,

hier ist Irene von ebooksofa und heute geht es um ein Buch mit dem Titel: »Knastmauke«.
Nun erstmal, was bedeutet der Begriff Knastmauke überhaupt. Dieser Begriff ist kein Begriff aus einem Duden, sondern diesen haben Menschen, welche in dem Knast der ehemaligen DDR gelandet sind, - ob schuldig oder unschuldig - selber geprägt. (mehr darüber im Buch)

Das Buch »Knastmauke« ist ein wirklich detailliertes Buch für alle, die sich für die deutsche Einheit interessieren und nicht wissen, warum heute ehemalige Funktionäre im Amt sind und nicht diejenigen, die für die deutsche Einheit gekämpft haben. Und wenn man die Statistik in dem Buch (Seite 28) genau liesst, fragt man sich wirklich im Stillen: »Ja, was ist den eigentlich aus den etwa 200.000 politischen Gefangenen der ehemaligen DDR geworden?«

In letzten Herbst 2010 feierten wir Deutschen wieder die deutsche Wiedervereinigung und man glaubt es kaum, dass dies bereits 20 Jahre her ist. Aber es ist wahr, viele haben es vergessen, dass es Hunderttausende waren, die gegen die Diktatur der SED aufbegehrten und wir wieder ein gemeinsames Deutschland wurden. Zeitgleich diesem Ereignis hat Frau Dr. Sibylle Plogstedt das Buch oder man kann gleichfalls Studie sagen, »Knastmauke« auf den Markt gebracht.

Ein unglaubliches Buch, welches das bzw. verschiedene Schicksale von politischen Häftlingen aus der DDR nach der deutschen Wiedervereinigung vorstellt. Sibylle Plogstedt hat 25 von ihnen aufgesucht und festgestellt, dass die Helden und Heldinnen von einst heute in Armut leben. In der DDR haben sie Berufsverbot, Haft und psychische Folter in Kauf genommen. Gegenwärtig muss fast die Hälfte von ihnen mit weniger als 1.000 Euro im Monat auskommen, Frauen sogar mit noch weniger. Etwa 13 Prozent der politischen Häftlinge beziehen Hartz IV. Obendrein sind sie belastet durch psychische Traumata bis hin zu Suizidversuchen. Dies zeigt die Essener Studie an 802 Häftlingen. Das Ergebnis der friedlichen Revolution hätten sich die Vorkämpfer der deutschen Einheit anders vorgestellt. Nach 1989 fehlte ihnen die Kraft, ihre Vorstellungen umzusetzen.

Kommentar zur Autorin Sibylle Plogstedt:
»Von den Häftlingen, die ich interviewt habe, waren unglaublich viele suizidgefährdet, haben sehr viele auch Tabletten genommen gegen Suizid, also Psychopharmaka. Und es hatten auch einige Suizidversuche gemacht, und da wussten zum Teil nicht mal die Verwandten, dass es die gegeben hatte. Einer der Häftlinge hat auf dem Turm in Jena gestanden und wurde dort runtergeholt. Also sehr auffällig und sehr sichtbar. Er wurde gerettet, aber es ist nie klar, wann er es wieder tut. Und das ist das Drama und der Druck, unter dem die dann weiterhin stehen. Das zeigt sehr deutlich, wie lange das wirkt.«
Autoren-Porträt von Sibylle Plogstedt:

Sibylle Plogstedt ist Jahrgang 1945, Studium der Sozialwissenschaften in Berlin , 1965/69 Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, 1969 politische Haft in Prag; 1974/76 Berufsverbot an der FU-Berlin, 1976 Mitbegründerin der feministischen Frauenzeitschrift Courage, 1986/89 Redakteurin des Vorwärts in Bonn; lebt als freie Journalistin in Bonn, arbeitet für verschiedene Zeitschriften und das Fernsehen.

www.ebooksofa.de

zurück zum Titel