Rezension zu Gefühlserbschaft und Rechtsextremismus
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Rezension von Ludwig Helwig
Diese Studie untersucht die intergenerationellen Folgen des
Nationalsozialismus auf der »Täterseite« und ihre politische
Handlungsrelevanz: Ausgehend von einer konzeptuellen Erweiterung
der »Unfähigkeit zu trauern« (Alexander und Margarete
Mitscherlich)‚ werden die Spuren einer effektiven Integration in
die NS-Volksgemeinschaft über drei Generationen hinweg systematisch
nachgezeichnet. Neu ist die Erkenntnis, wie der
nationalsozialistische kollektive Narzissmus tradiert wird und
welche Mechanismen hierbei wirksam werden.
Auf dieser Basis gelingt der Nachweis, dass NS-Gefühlserbschaften
in der Enkelgeneration eine Andockstelle für jene paranoiden
Ideologien darstellen, die in rechtsextremen Gruppen vermittelt
werden. Das intergenerationelle Verhältnis von aktuellem
Rechtsextremismus und Nationalsozialismus ist nicht nur zu
erklären, sondern ist selbst ein Erklärungsfaktor für die
Entwicklung nationalistischer und antisemitischer
Handlungsmuster.
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