Rezension zu Fertilität und Partnerschaft
Der VÄTER Blog am 15. Dezember 2010
Rezension von Hans-Georg Nelles
Die aktuelle Debatte um das Elterngeld wird auch von der Frage
bestimmt, wodurch sich denn eine Geburtenrate überhaupt
beeinflussen lässt. Kurzfristig und durch Geld offensichtlich
nicht!
Eine fundierte Antwort auf diese Frage liefert die Anfang des
Jahres veröffentlichte Längsschnittstudie »Fertilität und
Partnerschaft« von Yve Ströbel-Richter. Sie beantwortet die Frage,
was bewegt Paare zur Entscheidung für ein erstes bzw. weitere
Kinder. Dazu analysiert die Autorin die Auswirkungen des
demografischen Wandels in Deutschland im Hinblick auf die
Familiengründung und die Geburtenrate auf individueller Ebene. Die
zahlenmäßige Grundlage für die Untersuchung liefert die seit 20
Jahren laufende Sächsische Längsschnittstudie.
Im Einzelnen werden nach der Darstellung von theoretischen
Erklärungsansätzen zur Familiengründung Faktoren wie Kinderwunsch
und Realisierung, Lebensziele und Zufriedenheit, die Wirksamkeit
von Rollenleitbildern und der Einfluss einer vorübergehenden
Arbeitslosigkeit auf die Familiengründung und die Kinderzahl
betrachtet.
Überrascht hat mich im Abschnitt »Rollenleitbilder – Sind Männer
und Frauen gleichberechtigt« die Aussage »Die
StudienteilnehmerInnen sind in einem Rollenleitbild aufgewachsen,
welches die meisten Frauen in eine Doppelrolle zwang«, … heißt es
doch wenige Zeilen später Frauen sind noch entschiedener für eine
Gleichberechtigung als Männer. Das zeige sich auch bei dem einzigen
signifikanten Unterschied auf der Skala – »Frauen sind häufiger der
Meinung als Männer, dass ein Mann seine Familie nicht allein
versorgen muss.«
Das könnte meiner Meinung nach ein Schlüsselfaktor bei der Frage,
wie lassen sich Geburtenraten beeinflussen, sein. Das Fazit der
Studie lautet an dieser Stelle: »Die Ergebnisse zeigen eine
durchgehend starke Familienorientierung aber auch eine Ambivalenz,
welche – vor allem bei der Entscheidung für das erste Kind – durch
die Konkurrenz emotionaler Aspekte und finanzieller und
struktureller Einschränkungen charakterisiert werden kann. Also ein
komplexes Ursachen und Wirkungsgeflecht, für das die vorliegende
Untersuchung eine gute Landkarte und Beschreibungen liefert.
http://vaeter-und-karriere.de/blog