Rezension zu Übertragungsliebe (PDF-E-Book)
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Rezension von Julia Weimer
Das Buch »Übertragungsliebe«, verfasst von H.S. Krutzenbichler und
H. Essers, ist eine überarbeitete und durch neue Aufsätze ergänzte
Neuausgabe (2010) vom Psychosozial-Verlag.
Das Buch ist sowohl für Studenten als auch Psychologen geeignet, um
zu erfahren, wie man mit der »Übertragungsliebe« am besten umgehen
sollte.
In der psychoanalytischen Therapie ist mit der »Übertragungsliebe«
eine enge Gefühlsbeziehung des Patienten zum Therapeuten im
Behandlungsprozess gemeint. In dem Gefühl zu ihm/zu ihr wiederholt
der Patient frühere Beziehungserfahrungen (z.B. »er kann einfach
alles« – wie der Papa oder »ich bin abhängig von seiner Liebe.«)
oder lebt neurotische Wünsche aus (sich in den Therapeut verlieben
statt sich zu verändern). Die Übertragungsliebe ist also eine
spezielle Form der sog. Übertragungsneurose, d.h. dass sich in der
Beziehung zum Analytiker alle problematischen
Persönlichkeitsanteile wiederfinden, also z.B. um jeden Preis
gefallen wollen, Konflikten aus dem Weg gehen, indem man sich
schwach macht usw.
In der Psychoanalyse gelten – anders als in anderen Therapieformen
– diese starken Gefühle als wichtiges »Material« in der Therapie –
die Therapie ist also erfolgreich, wenn die Übertragungsliebe
verstanden, durchgearbeitet und aufgelöst ist.
Diese so genannte »Übertragung« kann jedoch auch für den
Therapeuten zur narzisstischen Versuchung werden. Oder einfach
gesprochen: Wenn man mit eigenen früheren narzisstischen
Frustrationen oder gar früheren seelischen Verwundungen (Traumata)
noch nicht so recht fertiggeworden ist und parallel dazu einen
»Nachholbedarf an liebevoller Anerkennung« hat, dann kann so eine
positive Übertragungsbeziehung durchaus auch einmal als »späte
Wiedergutmachung des Schicksals« fehlinterpretiert werden. Das
lernt man zwar im Studium zu durchschauen und möglichst zu
vermeiden – aber nicht jedem ist es möglich.
Die Zuwendung des Patienten zum Therapeuten ist also nur im Rahmen
der »Übertragung« zu sehen. In so einer Situation ist die reife
Grundhaltung des Therapeuten gefordert.
Inhalt
- Dank
- Vorbemerkung
- Die Entdeckung der Psychoanalyse oder die Furcht des Forschers
vor der Liebe
- Zur Übertragung – Die Flucht vor der Liebe
- Dora – Das Mädchen und der liebende Psychoanalytiker
- Sabina Spielrein und die Flucht in die Gegenübertragung
- Elma Palos und Sándor Ferenczi – Inzest auf der
psychoanalytischen Couch
- Der Analytiker und die dunklen Probleme der erotischen
Quellen
- Die grundlegende Frage nach dem seelischen Zustand des
Analytikers während seiner Arbeit
- Von der Übertragung zur Übertragungsliebe
- Der schafsgesichtige Blechaffe und die Folgen
- Von der Übertragungsliebe zum »erotic horror«
- Von der Gegenübertragung zum Leibhaftigen
- Muss denn Liebe Sünde sein?
- Die Liebe, ein (un-)erwünschter Gast der Psychoanalyse, oder: »in
dubio pro libido«
- Liebe(r) nicht?! und die Liebe vor dem ersten Blick
- Nachwort
- Literatur
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