Rezension zu 20 Jahre deutsche Einheit - Facetten einer geteilten Wirklichkeit
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Rezension von Anna Kaupp
In diesem Buch geht es darum Bilanz zu ziehen darüber, wo wir 20
Jahre nach der Wiedervereinigung stehen. Offiziell ist die
Vereinigung vollzogen, jedoch gibt es immer noch große Unterschiede
zwischen Ost und West. In diesem Buch wird die Frage gestellt,
welche Debatten noch zu führen sind und ob wir den eingeschlagenen
Weg getrennt oder gemeinsam gehen.
Am Anfang ging die Vereinigung mit Euphorie vonstatten, alles würde
sich angleichen, stabilisieren und es würden sich Firmen im Osten
niederlassen und damit die geschlossenen Fabrikgebäude neu zum
Leben erwecken. Es wurde jedoch schnell klar, dass es nicht so sein
würde und der Osten finanziell unterstützt werden muss.
In diesem Buch schreiben viele Autoren jeweils einen Teil des
Buches in unterschiedlicher Länge. Diese widmen sich
unterschiedlichsten Themen zum Oberbegriff der Wiedervereinigung.
Es wird behandelt, was es bedeutet, wenn die Wiedervereinigung
quasi volljährig geworden ist, wie viel Osten die Autorin als
»Ostlerin« noch in sich hat und wie sie die Wiedervereinigung
erlebt hat, welches die sieben Wunder der Vereinigung sind,
darunter sich bei den Wahlen in der DDR nicht mehr für dumm
verkaufen zu lassen und ob ein Kulturschock verantwortlich ist für
die anhaltenden »Befindlichkeiten« zwischen Ost- und
Westdeutschland.
Weitere Themen sind Eigentumstransformationen im Prozess der
friedlichen Revolution und der deutschen Vereinigung, die Mauer,
das Ende des kalten Krieges und damit verbunden die Utopie einen
Status quo zu haben, der soziale Wandel und die intrafamiliale
Individuation in ostdeutschen Familien und was sich in den letzten
20 Jahren in der Familiengründung verändert hat. Aufgrund der
Vielzahl der Themen, kann ich hier nicht alle aufführen. Die
folgende Aufzählung ist daher als Auszug zu betrachten. Es folgen
einige Themen, die den Osten und Westen in bestimmten Bereichen
direkt gegenüberstellen. Dabei wird die Mediennutzung im Osten
betrachtet, die verschiedenen geschichtlichen Erfahrungen, Neid und
soziale Gerechtigkeit - der Osten und Westen im Vergleich,
Unterschiede in der psychischen Gesundheit und die Entwicklungen
seit der Wiedervereinigung in Bezug auf Tabakkonsum, sportliche
Aktivitäten und Adipositas. Auch den Erinnerungen, Wahrnehmungen
und Bewertungen der deutschen Einheit wird Raum geschaffen. Ebenso
wird ein Blick in die Zukunft geworfen: welche Aufgaben könnte es
für die neue Generation im Osten geben und wie kann die deutsche
Einheit neu- und weitergedacht werden.
Im Buch sind außerdem viele Tabellen und Schaubilder enthalten, um
bestimmte Themen wie die Binnenmigration zu veranschaulichen.
Manche Kapitel haben am Ende eine Zusammenfassung oder eine
Diskussion zu diesem Thema und bei den meisten ist ebenfalls am
Ende eine Literaturliste zu diesem speziellen Aspekt der
Wiedervereinigung.
Mir hat die Vielfalt der Themen sehr gut gefallen. Es werden die
unterschiedlichsten Bereiche behandelt, die mit Ost- und
Westdeutschland und der Vereinigung zu tun haben. Ich hätte gerne
mehr darüber gelesen, was sich in Zukunft verändern oder machen
lässt, um die Unterschiede nicht mehr so groß sein zu lassen. Das
wurde behandelt, aber mir war es in diesem Aspekt etwas zu wenig.
Ansonsten war ich sehr beeindruckt von der breit gefächerten
Themenauswahl.
Fazit: Das Buch ist eine gute Zusammenstellung von verschiedenen
Artikeln zum Thema Wiedervereinigung. Es werden alle wichtigen
Bereiche abgedeckt und verständlich beschrieben. Die Kapitel sind
in sich abgeschlossen und lassen sich so getrennt voneinander
lesen, was es möglich macht, sich die, für einen selbst,
interessanten Themen auszusuchen.
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