Rezension zu Der grausame Gott und seine Dienerin
Literaturblog des Institut50plus
Rezension von Horst Grenz
Tilmann Moser erlaubt Einblicke in die kommentierten Wortprotokolle
einer vierjährigen niederfrequenten psychoanalytischen
Körperpsychotherapie mit einer schwer religiös traumatisierten
Pfarrerstochter, deren verfolgerisches Gottesbild sie seit ihrer
Jugend quälte. Die erschütternden Albträume, die lähmenden
Schlafstörungen und die niederdrückenden Lebenseinschränkungen
werden detailliert dargestellt.
Von besonderem Interesse sind die genaue Wiedergabe von Übertragung
und Gegenübertragung, die therapeutischen Krisen und
Verstrickungen, die nachgeholten Pubertätskämpfe und das Ringen um
die Ablösung gegen Ende der Therapie – samt einer Einschätzung der
Ergebnisse des langen Prozesses. Der von der Patientin nach
Bandaufnahmen transkribierte Verlauf stellt ein einmaliges Dokument
eines gelungenen körperpsychotherapeutischen Verfahrens dar.
Die Leser erhalten einen kompletten Überblick über den Verlauf
einer psychoanalytischen Körperpsychotherapie in kommentierten
Wortprotokollen. Beide Partner des Prozesses stellen sich mit ihren
oft schonungslosen Bekenntnissen und Erklärungen einer
Öffentlichkeit, die bisher häufig nur auf Vermutungen und Fantasien
über die Verstrickungen in Verständnis und Missverständnis,
Zuneigung, Wut, Hass, Angst, Ekel und deren Lösung angewiesen
war.
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